EINZELAUSGABE
Vol. 26 (2019)
No. 1 [N.F. 101]
Inland € 29,75
Ausland € 31,75
Editorial
2019–2049 FF.
Inhalt
Vol. 26 (2019), No. 1, N.F. 101
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FOTOGRAFIE, DESIGN UND ZEICHENKUNST Zur Portraitfotografiesammlung des Stadtmuseums Dresden gehört eine große Gruppe gleichartiger Bildnisse von Soldaten. Die Tafeln mit 45 montierten Fotografien sind Fragmente des „Albums der im Kriege von 1870 und 1871 gefallenen Offiziere des XII. (Koenigl. Sächs.) Armee-Corps“ aus dem Verlag der Kunsthandlung Ernst Arnold in Dresden.
DAS FOTOARCHIV DER SCHWEIZERISCHEN GESELLSCHAFT FÜR VOLKSKUNDE 1896 gegründet, begann die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde (SGV) ab den 1930er Jahren Fotografien zu sammeln und sie als Forschungsquellen zu betrachten. In diesem Beitrag werden acht der dreißig SGV-Fotosammlungen präsentiert, wobei auf ihre jeweils heterogenen Entstehungskontexte eingegangen wird.
EDITORIAL
Sonja Feßel
2019–2049 ff. (S. 1)
INHALT
EIN BILD
Franziska Scheuer
Ein Bild einer Ausstellung: Wols als Fotograf des Pavillon de l’Élégance 1937 (S. 4–7)
MEDIENGESCHICHTE
Bernd Stiegler
The Digital Turn Revisited. Oder was wir aus den „Blade Runner“-Filmen über die Fotografie lernen können (S. 8–18)
Wolfgang Hesse
Fotografie, Design und Zeichenkunst: Rekonstruktion einer Porträtgalerie gefallener Offiziere des Krieges 1870/71 im Besitz des Stadtmuseums Dresden (S. 19–30)
BEstände
Stephan Graf, Birgit Huber, Aila Özvegyi und Nicole Peduzzi
Das Fotoarchiv der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde: Ein Ort der Forschung, der Begegnungen und Affekte (S. 31–40)
AusstellungenKathrin Schönegg
100 Jahre Fotografie als abstrakte Kunst: Zur Retrospektive “Shape of Light“ in der Tate Modern, London (S. 41–51)
Berichte
Kurt Deggeller
„Das fotografische Kulturerbe im digitalen Zeitalter“: Eine internationale Tagung an der Université de Lausanne, 15./16. November 2018 (S. 52–54)
FORSCHUNG
Steffen Siegel
Photography Studies an der Folkwang Universität der Künste in Essen (S. 55/56)
Literatur
Rezensionen
Noch ein Foto-Auge: Die Wiederentdeckung des Architekten und Fotografen Fritz Block (Rolf Sachsse) (S. 57/58)
Neu eingegangen
Zeitschriftenauswertung
Fortbildung
Mitteilungen
Ankündigungen
Call for Papers
Termine
IMPRESSUM
ABSTRACTS
THE DIGITAL TURN REVISITED
Oder was wir aus den „Blade Runner“-Filmen über die Fotografie lernen können
Im Zuge der aufgeregten medientheoretischen Debatten der 1980er Jahre, die heute zweifellos historisch geworden sind, wurde ein baldiges Ende des fotografischen Zeitalters prognostiziert. Es ist, wie wir heute wissen, anders gekommen. Dennoch ist die damalige theoretische Nervosität nach wie vor bemerkenswert. Anhand der beiden „Blade Runner“-Filme wird der Blick zurückgerichtet, um die Unruhe, die diese Debatten auszeichnet, besser verstehen und einordnen zu können. In einem zweiten Schritt werden dann die aktuellen Entwicklungen in der Gegenwart kursorisch betrachtet, um mit der größeren Gelassenheit des zeitlichen Abstands einige wenige wichtige Tendenzen zu benennen.
FOTOGRAFIE, DESIGN
UND ZEICHENKUNST
Rekonstruktion einer Porträtgalerie gefallener Offiziere des Krieges 1870/71
im Besitz des Stadtmuseums Dresden
Zur Porträtfotografiesammlung des Stadtmuseums Dresden gehört eine große Gruppe gleichartiger Bildnisse von Soldaten. Die Tafeln mit 45 montierten Fotografien sind Fragmente des „Albums der im Kriege von 1870 und 1871 gefallenen Offiziere des XII. (Koenigl. Sächs.) Armee-Corps“ aus dem Verlag der Kunsthandlung Ernst Arnold in Dresden. Die erste Teillieferung des Werks erschien noch während der Kampfhandlungen, abgeschlossen war es im Juli 1871. Bei den Porträts handelt es sich um Medienhybride, die in einem aufwendigen Prozess fotografischer Reproduktion und zeichnerischer Überarbeitung entstanden sind. Die so gestalteten Bilder zeigen die Toten als Lebende und gleichen zudem in der Memoria die Rangunterschiede aus. Die opulente Ausstattung mit gedruckten Untersatzkartons, einer Titelallegorie und einer gestalteten Kassette macht das Album zu einem der frühen Denkmäler des Deutsch-Französischen Krieges und damit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs.
DAS FOTOARCHIV
DER SCHWEIZERISCHEN GESELLSCHAFT
FÜR VOLKSKUNDE
Ein Ort der Forschung, der Begegnungen und Affekte
1896 gegründet, begann die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde (SGV) ab den 1930er Jahren Fotografien zu sammeln und sie als Forschungsquellen zu betrachten. In diesem Beitrag werden acht der dreißig SGV-Fotosammlungen präsentiert, wobei auf ihre jeweils heterogenen Entstehungskontexte eingegangen wird. Die zwischen 1860 und 1980 entstandenen Aufnahmen stammen sowohl von Berufs- als auch von Amateurfotografen. Dank ihrer vielfältigen Überlieferungs- und Präsentationsformen ermöglichen sie neue und vielfältige Perspektiven für die Erforschung des Alltags in der Schweiz und in anderen Ländern. Rund die Hälfte der SGV-Fotosammlungen wurde im Rahmen eines 2014 initiierten Fotoprojekts aufgearbeitet und ist seit Herbst 2018 auf der Website
100 JAHRE FOTOGRAFIE
ALS ABSTRAKTE KUNST
Zur Retrospektive „Shape of Light“ in der Tate Modern, London
Die Abstraktion ist ein zentrales Paradigma der Moderne. Vermeintlich steht sie im Widerspruch zur Fotografie: Prominenten Medientheorien von André Bazin bis Roland Barthes zufolge zeichnet sich die Fotografie nicht durch Abstraktion, sondern durch ihren chemisch-physischen Bezug zum Realen und durch ihren Abbildrealismus aus. Nach wie vor ist die Geschichte der abstrakten Fotografie wenig bearbeitet. In London hat sich nun eine große Retrospektive dem Thema angenommen und die Verbindung von Fotografie und abstrakter Kunst vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart nachvollzogen.
ENGLISH ABSTRACTS
THE DIGITAL TURN REVISITED
Or What we can learn About Photography from the “Blade Runner” Films
As part of the heated debate on media theory in the 1980s that has doubtless since become history, it was predicted that the photographic age was about to end. As we now know, things turned out differently. Yet despite this, the considerable nervousness with relation to media theory that prevailed then still persists today. Here, the two “Blade Runner” films are used as aids to look back at that time, to better understand the trepidation so characteristic of these debates and to place it in context. Subsequently, contemporary developments are given a cursory examination and, with the greater detachment that comes from passing time, a few key trends are defined.
PHOTOGRAPHY, DESIGN
AND THE ART OF DRAWING
Reconstruction of a Portrait Gallery of Officers Fallen in the War of 1870/71,
Property of Stadtmuseum Dresden
The portrait photography collection of Stadtmuseum Dresden includes a large body of similar images of soldiers. The plates with 45 mounted photographs are fragments of the “Album of the officers of the XII (Royal Saxon) Army Corps fallen in the War of 1870 and 1871” published by Kunsthandlung Ernst Arnold in Dresden. The first delivery happened while fighting was still in progress; it was completed in July 1871. The portraits are media hybrids produced in a complex process that involved them being reworked. The resulting images present the deceased as living persons, whose different ranks are erased in this commemoration. The opulent presentation with printed underlay cardboard, a cover allegory and a designed slipcase make the album one of the early memorials of the Franco-Prussian war and as such of the founding of the German Empire.
THE PHOTO ARCHIVE
OF THE SWISS SOCIETY
FOR FOLKLORE STUDIES
A Place for Research, Encounters and Affect
Founded in 1896, from the 1930s onwards the Swiss Society for Folklore (Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde, SGV) began collecting photographs and regarding them as source material for research work. This article presents eight of the thirty SGV photograph collections and explores the heterogeneous contexts of their origins. Produced between 1860 and 1980, the pictures were taken by both professional and amateur photographers. Since they come from so many different sources and are equally diverse as regards presentation, they provide new and varied perspectives for researching everyday life in Switzerland and other countries. Around half of the SGV photograph collections were reappraised as part of a photo project initiated in 2014 and since fall 2018 have been available for public viewing on the website https://archiv.sgv-sstp.ch.
100 YEARS OF PHOTOGRAPHY
AS ABSTRACT ART
On the Retrospective “Shape of Light” at Tate Modern, London
Abstraction is a central paradigm of modernism. One that seemingly runs contrary to photography. According to wellknown media theories posited by luminaries from André Bazin to Roland Barthes, photography is not characterized by abstraction but by ist chemical and physical relationship to the real and its depiction of realism. The history of abstract photography has received little attention to date. Just recently in London, a large retrospective has taken on the topic and retraced the connection between photography and abstract art from the early 20th century to the present day.