EINZELAUSGABE
Vol. 27 (2020)
No. 1 [N.F. 105]
Inland € 31,50
Ausland € 33,75
Editorial
CHANCEN DES DIGITALEN
Inhalt
Vol. 27 (2020), No. 1 [N.F. 105]
RETUSCHIERT UND VOM ALTER GEZEICHNET In der analogen Fotografie hat das Negativ – als Bildträger und Druckvorlage – gerade aufgrund seiner Materialität (Papier, Glas, Emulsion) und der darauf möglicherweise noch heute identifizierbaren Bearbeitungs-spuren und Retuschen einen besonderen Informationswert [...].
THE FIRST AND THE LAST PICTURE This paper will explore the social dynamics of the use of family photographs within the context of newspaper stories, and will discuss that this is more complex than a simple shift from private to public readings of the image.
MATERIALSTRUKTUR UND AUSDRUCKSKRAFT MITTELALTERLICHER PLASTIKEN Nach fast 80 Jahren sind Fotografien von Alfred Ehrhardt wiederauf-getaucht, die dieser 1940 für das Fotobuch „Niederdeutsche Madonnen“ im Oldenburger Schloss aufgenommen hatte.
„WISSEN SIE MEHR?“: ERFOLGSFAKTOREN BEIM CROWDSOURCING Nach dem erfolgreichen Crowdsourcing-Projekt mit Swiss-Air-Pensionärinnen und -Pensionären (2009–2013) richtete das Bildarchiv der ETH-Bibliothek, Zürich, im Dezember 2015 eine allgemein zugängliche Kommentarfunktion in seiner Bilddatenbank ein.
EDITORIAL
Sonja Feßel
Chancen des Digitalen (S. 1)
INHALT
EIN BILD
Dagmar Keultjes
Retuschiert und vom Alter gezeichnet: Ein Kollodiumglas-negativ aus der Sammlung der Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz (S. 4–7)
MEDIENGESCHICHTE
Sophie Beard
The First and the Last Picture:
The Temporality of the Family Photograph (S. 8–17)
Gloria Köpnick
Materialstruktur und Ausdruckskraft mittelalterlicher Plastiken: Zu den im Landesmuseum Oldenburg entstandenen Fotografien von Alfred Ehrhardt (S. 18–27)
ERSCHLIESSUNG
Nicole Graf
„Wissen Sie mehr?“: Erfolgsfaktoren beim Crowdsourcing. Ein Erfahrungsbericht des Bildarchivs der ETH-Bibliothek, Zürichs
(S. 28–38)
AUSSTELLUNGEN
Judith Sieber
Die Ordnung des Generischen:
Zu sich wandelnden Funktionsformen von Amateurfotografie (S. 39–44)
Forschung
Leonie Groblewski
Das neue DFG-Schwerpunktprogramm
„Das digitale Bild“ (SPP 2172)
(S. 45–49)
Literatur
Rezensionen
Kurt Deggeller
Text zum Bild oder Bild zum Text? Gleichzeitige und ungleichzeitige Bilder- und Textgeschichten (Rez. Christian Koller und Raymond Naef (Hg.): Chronist der sozialen Schweiz. Fotografien von Ernst Koehli 1933–1953, Baden:
Hier und Jetzt 2019) (S. 50/52)
Rolf Sachsse
Nicht das ganze Bild: Fotografie
in der Schweiz 1970 bis 1990
(Rez. Kunsthaus Zürich (Hg.):
Neue Fotografie. Umbruch und Aufbruch 1970–1990, Zürich: Scheidegger & Spiess 2019)
(S. 52/53)
Johannes Röll
„We think in images, not in words“: Selfies, Maskeraden, Bildwendungen und Bradley’s Arm (Rez. Wolfgang Ullrich: Selfies, Reihe: Digitale Bildkulturen, hg. von Annekathrin Kohout und Wolfgang Ullrich, Berlin: Klaus Wagenbach 2019)
(S. 54–56)
Evelyn Runge
,Social Photography‘, oder:
Erst durch die Kamera erkennen wir uns selbst (Rez. Nathan Jurgenson: The Social Photo. On Photography and Social Media, London/New York: Verso 2019) (S. 57/58)
Rolf Sachsse
Menschen über und unter Tage: Der Freiberger Bergbau im fotografischen Bild (Rez. Gisela Parak und TU Bergakademie Freiberg (Hg.): Der Freiberger Bergbau um 1900. Arbeit, Alltag und Technik im Spiegel der Fotografie, Münster: Aschendorff 2019)
(S. 58–60)
Neu eingegangen
Zeitschriftenauswertung
Fortbildung
Termine
IMPRESSUM
ABSTRACTS
DAS ERSTE UND DAS LETZTE BILD
Zur Zeitlichkeit von Familienfotos
Im vorliegenden Beitrag wird die soziale Dynamik der Verwendung von Familienfotos im Kontext von Zeitungsberichten untersucht und diskutiert. Es wird die These verfolgt, dass dies wesentlich komplexer ist als eine einfache Verlagerung des Lesens der Bilder von privat zu öffentlich. Sich rasch verändernde Technologien haben neue Kontexte, Formen und Praktiken hervorgebracht, sowohl in Bezug auf die Produktion als auch auf den Konsum von fotografischen Bildern. Das Foto als Bild und Text wird zusammen mit Fragen diskutiert, die sich hinsichtlich der Zeitlichkeit fotografischer Bilder stellen.
MATERIALSTRUKTUR UND AUSDRUCKSKRAFT MITTELALTERLICHER PLASTIKEN
Zu den im Landesmuseum Oldenburg entstandenen Fotografien von Alfred Ehrhardt
Nach fast 80 Jahren sind Fotografien von Alfred Ehrhardt wiederaufgetaucht, die dieser 1940 für das Fotobuch „Niederdeutsche Madonnen“ im Oldenburger Schloss aufgenommen hatte. Der Kontext dieser Aufnahmen wird aus dem im Archiv des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg (LMO) und dem im Nachlass seines Gründungsdirektors Walter Müller-Wulckow erhaltenen Briefwechsel deutlich. Er umfasst die Jahre von 1939 bis 1951 und veranschaulicht den Entstehungsprozess des Buches, aber auch Ehrhardts offenkundige Anpassung an die Kulturpolitik der Nationalsozialisten.
„WISSEN SIE MEHR?“:
ERFOLGSFAKTOREN BEIM CROWDSOURCING
Ein Erfahrungsbericht des Bildarchivs der ETH-Bibliothek, Zürich
Nach dem erfolgreichen Crowdsourcing-Projekt mit Swissair-Pensionärinnen und -Pensionären (2009–2013) richtete das Bildarchiv der ETH-Bibliothek, Zürich, im Dezember 2015 eine allgemein zugängliche Kommentarfunktion in seiner Bilddatenbank ein. Ein Artikel in der ,,Neuen Zürcher Zeitung‘‘ vom 18. Januar 2016 löste ein großes Medienecho aus und rief viele Freiwillige auf den Plan, die seither regelmäßig mithelfen, Bilder zu identifizieren. Das Bildarchiv hat in den letzten vier Jahren knapp 72 000 E-Mails von mehr als 1 100 Personen erhalten und konnte dadurch rund 70 000 Bilder besser beschriften. Die Qualität der gewonnenen Informationen war stets sehr gut. Im vorliegenden Artikel wird aufgezeigt, wie die Institution das Crowdsourcing dauerhaft in ihren Workflow integriert hat, wie sie vom Wissen der Vielen profitiert und wie die neue Community betreut wird.
DIE ORDNUNG DES GENERISCHEN
Zu sich wandelnden Funktionsformen von Amateurfotografie
Eine Zusammenstellung historischer wie aktueller Amateurfotografie wirft zunächst mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Diese betreffen nicht nur die vielfältigen Rollen der Amateure selbst, die anonym oder im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen können, sie deuten auch auf die sich wandelnde Funktion der Fotos, die von Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart an vielschichtige gesellschaftliche Veränderungen angeknüpft haben. In einer Ausstellung zur Amateurfotografie gab das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg diesen Fragen einen Raum. Durch Ordnungsversuche und gezielte Gegenüberstellungen schaffte die Ausstellung es, Spannungen und Widerständigkeiten des Materials hervortreten zu lassen, die nicht zuletzt auch die Funktion digitaler Fotos betreffen.
ENGLISH ABSTRACTS
THE FIRST AND the LAST PICTURE
The Temporality of the Family Photograph
This paper will explore the social dynamics of the use of family photographs within the context of newspaper stories, and will discuss that this is more complex than a simple shift from private to public readings of the image. Rapidly changing technology has produced new contexts, forms and practices, in relation to both the production and consumption of photographic images. The photograph as a picture and text will be discussed alongside issues raised in relation to the temporality of the photographic image.
THE MATERIAL STRUCTURE AND EXPRESSIVITY OF MEDIEVAL SCULPTURES
On the Photographs taken by Alfred Ehrhardt at Landesmuseum Oldenburg
Photographs by Alfred Ehrhardt have resurfaced after almost 80 years, pictures taken by the photographer in 1940 for the photobook ‘‘Niederdeutsche Madonnen’’ (Low German Madonnas) at Schloss Oldenburg. The context of these photographs emerges from the correspondence preserved in the archives of Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg (State Museum for Art and Cultural History, LMO) and the estate of its founding director Walter Müller-Wulckow. It covers the years between 1939 and 1951 and illustrates the book’s genesis, along with Ehrhardt’s obvious compliance with the Nazis’ cultural and educational policy.
“DO YOU KNOW MORE?”:
SUCCESS FACTORS IN CROWDSOURCING
A Field Report by the Image Archive of the ETH Library in Zurich
After the successful crowdsourcing project with Swissair pensioners (2009-2013), in December 2015 the Image Archive of the ETH Library in Zurich set up a comment function in its image database freely accessible. An article in the issue of ‘‘Neue Zürcher Zeitung” dated January 18, 2016 elicited a major media response, attracting a large number of volunteers who, since then, have been regularly involved in identifying images. Over the last four years, the image archive has received just short of 72,000 emails from more than 1,100 people and has thus been able to improve the labeling of some 70,000 images. The quality of the information received has always been very good. The article under discussion illustrates how the institution has lastingly integrated crowdsourcing into its workflow, how it benefits from the knowledge of so many people and how the new community is looked after.
THE ORDER OF THE GENERIC
On the Changing Functional Forms of Amateur Photography
A compilation of historical and contemporary amateur photographs essentially gives rise to more questions than it answers. The issues involved not only relate to the broad diversity of the roles the amateurs perform, who may be working anonymously or be in the limelight, but also highlight the changing function of photographs, which from the early 19th century to the present day have followed the multifarious changes that have taken place in society. The Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg took the occasion of an exhibition of amateur photography to ask precisely these questions. By attempting to order the photographs in different ways and by conscious juxtapositions of images, the exhibition succeeds in bringing to light the exciting tensions and resistances of the material itself, something not least relating to the function of digital photographs.