EINZELAUSGABE
Vol. 27 (2020)
No. 3 [N.F. 107]
Inland € 31,50
Ausland € 33,75
Editorial
KONTEXTE BEACHTEN!
Inhalt
Vol. 27 (2020), No. 3 [N.F. 107]
DIE VIELEN FOTOGRAFISCHEN PAPIERBILDER DES FILMS Der Filmstills, also fotografische Aufnahmen, für die eine Filmszene nachgestellt wurde, sind bereits Gegenstand zahlreicher Forschungswerke, auch weil sich anhand dieses Bildgenres Themen wie Pose, Bewegung und Stillstand sowie die lange und komplexe Wechselbeziehung zwischen Film und Fotografie reflektieren lassen.
LUFTSCHADSTOFFMESSUNGEN IN DEN FOTODEPOTS DES SPRENGEL MUSEUMS HANNOVER Um eine mögliche Luftschadstoffproblematik in den Fotodepots des Sprengel Museums Hannover auszuschließen, wurde nach einer Möglichkeit gesucht, die relevanten Substanzen Ozon, Schwefeldioxid, nitrose Gase, Essigsäure, Formaldehyd und flüchtige organische Verbindungen (VOCs) zu untersuchen.
FOTOGRAFIEN ALS STRATEGISCHE ‚WAFFE‘ Otto Wagner (184–1918), der Architekt des ‚modernen Lebens‘ gilt in seinem propagandistischen Einsatz für eine grundlegende Erneuerung der Baukunst als Pionier. In seiner leidenschaftlichen Argumentation für eine an den funktionalen Bedürfnissen der Gegenwart ausgerichteten
Architektur setzte er auf die Überzeugungskraft des fotografischen Bildes.
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EDITORIAL
Sonja Feßel
Kontexte beachten! (S. 1)
INHALT
EIN BILD
Hubert Locher
(K)ein Nicht-Ort am Rand der Großstadt: Martin Parr, „GB. England. New Brighton“ (1983–1985) (S. 4–7)
MEDIENGESCHICHTE
Vincent Fröhlich
Die vielen fotografischen Papierbilder des Films: Über Präsentations - formen von Filmstills (S. 8–21)
MATERIALITÄT
Kristina Blaschke-Walther
Luftschadstoffmessungen in den Fotodepots des Sprengel Museums Hannover: Eine pragmatische Annäherung (S. 22–29)
ERSCHLIESSUNG
Kristina Lowis und Christina Stehr
„Was, um Himmels willen, verstehen Sie unter ‚Arbeitsabzug – keine Originale‘?“: Abisag Tüllmanns fotografischer Nachlass im Spannungsfeld zwischen analogem Archiv und digitaler Präsenz (S. 30–41)
AUSSTELLUNGEN
Ulrike MatzerFotografien als strategische ‚Waffe‘:
Otto Wagners Einsatz des Mediums
im Architekturdiskurs der Moderne (S. 42–49)
Kurt Deggeller
Fotografieren in der Stadt und auf dem Land: 135 Jahre Fotogeschich - te(n) aus Luzern und Umgebung
(S. 50–55)
LITERATUR
Rezensionen
Gisela Parak
Die Lehrsammlung als Lehrstück
(S. 56–59)
Neu eingegangen
Zeitschriftenauswertung
Fortbildung
Ankündigungen
Termine
IMPRESSUM
ABSTRACTS
DIE VIELEN FOTOGRAFISCHEN
PAPIERBILDER DES FILMS
Über Präsentationsformen von Filmstills
Filmstills, also fotografische Aufnahmen, für die eine Filmszene nachgestellt wurde, sind bereits Gegenstand zahlreicher Forschungswerke, auch weil sich anhand dieses Bildgenres Themen wie Pose, Bewegung und Stillstand sowie die lange und komplexe Wechselbeziehung zwischen Film und Fotografie reflektieren lassen. Der vorliegende Aufsatz wählt eine neuartige Perspektive auf das Filmstill, indem er vor allem die unterschiedlichen printmedialen Verbreitungsformen fokussiert und sie dabei als essenziellen Teil der Wirkmacht dieses Genres versteht. Daran anschließend wird gefragt, welche dem Filmstill inhärenten Eigenschaften eine derart vielfältige Bildverbreitung zulassen und ob diese neue Perspektive auf das Filmstill letztendlich vor allem ein bestimmtes Verständnis der Medialität von Film und Fotografie offenlegt.
LUFTSCHADSTOFFMESSUNGEN
IN DEN FOTODEPOTS
DES SPRENGEL MUSEUMS HANNOVER
Eine pragmatische Annäherung
Um eine mögliche Luftschadstoffproblematik in den Fotodepots des Sprengel Museums Hannover auszuschließen, wurde nach einer Möglichkeit gesucht, die relevanten Substanzen Ozon, Schwefeldioxid, nitrose Gase, Essigsäure, Formaldehyd und flüchtige organische Verbindungen (VOCs) zu untersuchen. Da externe Analyselabore diese Untersuchungen meist sehr teuer anbieten, wurde alternativ die selbständige Durchführung von Messungen mit einer Pumpe der Firma Dräger und den dazugehörigen Messröhrchen konzipiert und erprobt. Für die Messung der VOCs wurden Passivsammler eingesetzt und diese anschließend durch ein externes Labor untersucht. Für die Fotodepots des Sprengel Museums Hannover konnten auf diese Weise keine bedenklichen Luftschadstoffe festgestellt werden, jedoch lagen die Nachweisgrenzen der verwendeten Prüfröhrchen nicht so tief, wie zu wünschen gewesen wäre.
„WAS, UM HIMMELS WILLEN,
VERSTEHEN SIE UNTER
‚ARBEITSABZUG – KEINE ORIGINALE‘?“
Abisag Tüllmanns fotografischer Nachlass im Spannungsfeld zwischen analogem Archiv und digitaler Präsenz
Beschrieben wird das Erschließungsprojekt zum Nachlass von Abisag Tüllmann (1935–1996), das mit finanzieller Unterstützung der Abisag Tüllmann Stiftung von 2016 bis 2019 in der bpk-Bildagentur (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) durchgeführt wurde. Ziel des Projekts war es, Fotografie als Objekt und bildliche Informationsquelle gleichermaßen zu berücksichtigen, um die materiellen Aspekte stärker hervorzuheben und die Kontextualisierung von historischen Beständen zu veranschaulichen. Während des Projektzeitraums wurden 56 113 Silbergelatineabzüge, über 20 000 Farbdias und rund 1 000 schriftliche Dokumente gesichtet, davon über 3 000 digitalisiert und einzeln erfasst sowie alle 8 388 Kontaktbögen digitalisiert. Mit der Forschungswebsite
FOTOGRAFIEN ALS STRATEGISCHE ‚WAFFE‘
Otto Wagners Einsatz des Mediums im Architekturdiskurs der Moderne
Otto Wagner (1841–1918), der Architekt des ‚modernen Lebens‘ gilt in seinem propagandistischen Einsatz für eine grundlegende Erneuerung der Baukunst als Pionier. In seiner leidenschaftlichen Argumentation für eine an den funktionalen Bedürfnissen der Gegenwart ausgerichteten Architektur setzte er auf die Überzeugungskraft des fotografischen Bildes. Anders als seine Kollegen, die in der Fotografie bloß ein technisches Hilfsmittel sahen, beschäftigte sich Wagner als einer der Ersten des Fachs mit ihren spezifischen medialen Qualitäten. Als unermüdlicher Kämpfer für eine moderne Architektur nach seinen Vorstellungen setzte er in seinen Publikationen auch fotografische Aufnahmen ein. Ausgehend von einem jüngst entdeckten Konvolut von Originalabzügen aus Wagners ehemaligem Besitz wurde in der Ausstellung im Photoinstitut Bonartes in Wien der strategische Einsatz des Mediums in der frühen architektonischen Moderne analysiert.
FOTOGRAFIEREN IN DER STADT
UND AUF DEM LAND
135 Jahre Fotogeschichte(n) aus Luzern und Umgebung
Die Stadt Luzern ist eine der bekanntesten Tourismusdestinationen der Schweiz. Das Umland, der Kanton, ist weniger bekannt und war im Zeitraum 1840 bis 1975 zum größeren Teil von Landwirtschaft und Kleingewerbe geprägt. Diesen Gegensatz spiegelt auch die Luzerner Fotogeschichte, die der Schweizer Fotohistoriker und Kurator Markus Schürpf und ein Team des Historischen Museums Luzern mit der Ausstellung und dem Buch „Luzern. Fotografiert. Menschen und Maschinen – Berge und Bauern 1840 bis 1975“ aufgrund einer „Entdeckungsreise quer durch Sammlungen und Archive von zwanzig Institutionen, Firmen und Fotografen“ darstellen. Die Lebensgeschichten von Fotografen und einer Fotografin, das Entstehen und Verschwinden von Fotoateliers und die Produkte des fotografischen Tagesgeschäfts zeigen die vielfältigen Zusammenhänge zwischen der Geschichte der Fotografie und der Alltagsgeschichte einer Region.
ENGLISH ABSTRACTS
THE MANY PHOTOGRAPHIC PAPER PRINTS
OF FILM
On the Presentation Forms of Film Stills
Film stills, meaning photographic images for which a film scene was reenacted, are the subject of numerous research papers. This genre of images allows a reflection on themes such as pose, movement and stillness as well as the long and complex interrelation between film and photography. This essay, however, adopts a new perspective on the film still by focusing primarily on the various forms of dissemination in print media and thereby considering them to be an essential part of the power of this genre. Following on from that, the question is raised of which of the film still’s inherent qualities enable such manifold dissemination and whether this new perspective on the film still ultimately opens up a specific understanding of the mediality of film and photography.
MEASURING AIR POLLUTANTS
IN THE PHOTOGRAPHY STORAGES OF
THE SPRENGEL MUSEUM HANNOVER
A Pragmatic Approach
In order to exclude the possibility of problems associated with air pollutants in the photography storages of the Sprengel Museum Hannover, we looked for a way of examining the relevant substances, namely ozone, sulfur dioxide, nitrous gases, acetic acid, formaldehyde, and volatile organic compounds (VOCs). Since such monitoring is normally very expensive when performed by analytical laboratories, an alternative idea was devised and subsequently tested to conduct these kind of measurements independently using a pump from the company Dräger together with the corresponding measuring tubes. In order to measure VOCs, passive collectors were deployed which were then examined by an external laboratory. The testing detected no alarming levels of air pollutants; however, the detection limits of the tubes employed were not as low as one would have wished for.
“WHAT IN HEAVEN’S NAME
DO YOU MEAN BY
‘WORK PRINT – NO ORIGINALS’?”
Abisag Tüllmann’s Photographic Estate Striking a Balance
between Analog Archive and Digital Presence
The article describes the cataloging project of the estate of Abisag Tüllmann (1935–1996), which was conducted with the financial support of the Abisag Tüllmann Foundation from 2016 to 2019 in the bpk-Bildagentur (Prussian Cultural Heritage Foundation). The aim of the project was to consider the photograph both as an object and a visual source of information in order to highlight the material aspects more strongly and illustrate the contextualization of historical collections. During the course of the project some 56,113 silver gelatin prints, over 20,000 color transparencies and around 1,000 written documents were viewed. More than 3,000 were digitized and recorded individually while all 8,388 contact sheets were digitized. With the research website
PHOTOGRAPHY AS A STRATEGIC ‘WEAPON’
Otto Wagner’s Use of the Medium in the Architectural Discourse of Modernism
Otto Wagner (1841–1918), the architect of ‘modern living’, is considered a pioneer thanks to his propagandistic call for a fundamental renewal of architecture. In his passionate advocacy of an approach oriented towards the functional requirements of the present day, he made use of the persuasive power of the photographic image. Unlike his colleagues, who saw photographs merely as technical aids, Wagner was one of the first in the trade to make use of their specific media properties. As a tireless campaigner for a modern approach to architecture according to his vision, he made use of photographic images in his publications, too. Taking as a starting point a recently discovered bundle of original prints previously owned by Wagner, the exhibition at the Photoinstitut Bonartes in Vienna analysed the strategic use of the medium in the early days of architectural Modernism.
TAKING PHOTOGRAPHS IN THE CITY
AND COUNTRYSIDE
135 Years of Photo-(Hi)stories from Lucerne and Surroundings
The city of Lucerne is one of the most popular tourist destinations in Switzerland. However, the city’s surroundings, the canton, is not as well known. In the period from 1840 to 1975 it was largely shaped by agriculture and small businesses. This contrast is reflected by Lucerne’s photographic history, which Swiss photography historian and curator Markus Schürpf and a team from Historisches Museum Luzern present with the exhibition and book “Luzern. Fotografiert. Menschen und Maschinen – Berge und Bauern 1840 bis 1975” (Lucerne. Photographed. People and Machines – Mountains and Farmers) based on a “journey of discovery through the collections and archives of twenty institutions, firms and photographers”. The biographies of several male photographers and one female photographer, the emergence and disappearance of photographic studios and the produce of photographic work illustrate the diverse connections between the history of photography and the everyday history of a region.