EINZELAUSGABE
Vol. 28 (2021)
No. 1 [N.F. 109]
Inland € 31,50
Ausland € 33,75
Editorial
ÄSTHETIK DER BESCHEIDENHEIT
Inhalt
Vol. 28 (2021), No. 1 [N.F. 109]
STILL LIFE WITH COLOR THEORY During the late 1930s, as his exile from Germany took him from Spain to Switzerland, Czechoslovakia, and, finally, France, the former Berlin Dadaist Raoul Hausmann (1886-1971) devoted much of his attention to infrared photography.
EIN KOMPASS FÜR DIE FORSCHUNG Film und Fotografie sollten es sein, so berichtet es Beaumont Newhall in seiner Autobiografie "Focus. Memoirs of a Life in Photography". Diese beiden Fächer wollte der College-Student an seiner Universität vertiefen.
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EDITORIAL
Hubert Locher
Ästhetik der Bescheidenheit (S. 1)
INHALT
EIN BILD
Daniel Hackbarth
Still Life with Color Theory: Raoul Hausmann’s Allegory in Infrared (S. 4–6)
MEDIENGESCHICHTE
Bernd Stiegler
Erkundung einiger Träume auf dem Sunset Boulevard: Stefanie
Schneiders Fotofilme (S. 7–15)
INTERVIEW
Anna Feistel und Bernd Stiegler
„Es scheint, als würde ich in der Kunst leben“: Ein Gespräch mit Stefanie Schneider (S. 16–23)
BERICHTE
Thomas Theye
Flüchtige Bekanntschaften –flüchtige Nähe: Rückblick auf ein
Foto-Projekt der 1970er Jahre
(S. 24–33)
AUSSTELLUNGEN
Katharina Günther
Das Unglaubliche glauben: Lee
Millers Kriegsfotografien in der Kunsthalle Erfurt (S. 34–38)
LITERATUR
Rezensionen
Steffen Siegel
Ein Kompass für die Fotoforschung (S. 39–43)
Katharina Täschner
Fotografien an und jenseits der Front: Sophie-Charlotte Opitz formuliert einen produktionsorientierten Zugriff auf zeitgenössische Kriegsfotografien (S. 44–46)
Kurt Deggeller
Bilder einer Region im Wandel: Das Lebenswerk des Tessiner Fotografen Vincenzo Vicari (1911–2007) (S. 47–50)
Rolf Sachsse
Die Frage nach den Spuren: Wo das Heilige und das Sakrale in der heutigen Fotokunst zu verorten seien (S. 50–52)
Rolf Sachsse
Revolutionen auf oder mit Fotografien: Bilder und Begriffe in diskursanalytischen Perspektiven (S. 52/53)
Neu eingegangen
Zeitschriftenauswertung
PERSONALIA
Christiane Stahl
Fotografie als Erfüllung: Nachruf auf Rolf H. Krauss (1930–2021) (S. 57)
DGPh: Ute Eskildsen erhält den Kulturpreis 2020
Fortbildung
Mitteilungen
Ankündigungen
Termine
IMPRESSUM
ABSTRACTS
ERKUNDUNG EINIGER TRÄUME
AUF DEM SUNSET BOULEVARD
Stefanie Schneiders Fotofilme
Stefanie Schneider greift in ihren fotografischen wie filmischen Arbeiten auf abgelaufene Polaroid-Filme zurück, die, weil sie technisch mangelhaft sind, dem Zufall in der Bildgenese eine gewichtige Rolle zubilligen. Viele Bilder sind technisch imperfekt, aber gerade dadurch besonders reizvoll. Stefanie Schneider hat aus tausenden solcher Aufnahmen einen eigenen Bildkosmos geschaffen, der aus dem American Dream ein Traumreich macht, das zwischen Überzeichnung und Gegenwartsdiagnose, realen und erträumten Lebensentwürfen pendelt.
FLÜCHTIGE BEKANNTSCHAFTEN –
FLÜCHTIGE NÄHE
Rückblick auf ein Foto-Projekt der 1970er Jahre
Die im Folgenden vorgestellten Fotografien des Autors entstanden Ende der 1970er Jahre im Rahmen eines Studienpraktikums in einer Außenstelle des damaligen Zentralkrankenhauses Bremen-Ost, in einer Abteilung für psychiatrische Langzeitpatienten. Sie sind das Ergebnis eines Foto-Projekts, das zusammen mit weiteren Beschäftigungsangeboten die Patienten auf ein Leben nach der Schließung der Abteilung, also außerhalb einer geschlossenen Einrichtung vorbereiten sollte. Der historische Kontext ist die Auflösung langzeitpsychiatrischer Einrichtungen in Folge des Berichts der Enquetekommission des Deutschen Bundestags 1975. Heute sind die Bilder seltene Zeugnisse dieser sich am Wendepunkt befindenden Situation der Nachkriegspsychiatrie. Der Text ist absichtsvoll in der Form eines persönlichen Berichtes gehalten.
DAS UNGLAUBLICHE GLAUBEN
Lee Millers Kriegsfotografien in der Kunsthalle Erfurt
Fotografie kann Wahrheiten vermitteln – auch wenn diese so unglaublich sind wie das, was die amerikanische Fotografin Lee Miller (1907–1977) zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa sah. Die Kunsthalle Erfurt zeigte in der Ausstellung „Lee Miller. To Believe It“ eine Auswahl an Millers Kriegsfotografien. Darunter befanden sich neben Bildern aus dem gerade befreiten Konzentrationslager Buchenwald auch Aufnahmen des zerstörten Weimar und Jena, die, im nahgelegenen Erfurt gezeigt, besondere Prägnanz entwickelten. 75 Jahre nach ihrem Entstehen haben Millers Aufnahmen nichts von ihrer Wirkkraft eingebüßt, wurden aber in der Ausstellung, die ohne Katalog und weiterführende Informationen auskam, unzureichend eingeordnet und kontextualisiert.
ENGLISH ABSTRACTS
THE EXPLORATION OF SOME DREAMS
ON SUNSET BOULEVARD
Stefanie Schneider’s Photographic Films
A Both, in her photography and film-based works Stefanie Schneider relies on expired Polaroid films that, precisely because they are defective, accord chance an important role in the genesis of the image. Many pictures are technically imperfect but it is this very imperfection that makes them especially attractive. Schneider has created a personal cosmos of images from thousands of such shots turning the American Dream into a dream realm – one that oscillates between exaggeration and present-day diagnosis, between real and dreamed-of schemes of life.
FLEETING ACQUAINTANCES –
FLEETING PROXIMITY
Looking Back on a 1970s Photographic Project
The author’s photographs presented here were taken at the end of the 1970s as part of an internship in an outpost of what was then the central hospital Bremen-Ost, in a ward for long-term psychiatric patients. The pictures are the results of a photographic project aimed, along with other suggested occupations, at preparing the patients for a life after the closure of the department, thus, for one outside a locked ward. The historical context is the shutting of long-term psychiatric facilities in the wake of the report by an „Enquetekommission“ (committee of inquiry) of the German Bundestag in 1975. Today, these pictures bear rare testimony to the situation in which postwar psychiatry found itself at a turning point in its history. The text purposely takes the form of a personal report.
BELIEVING THE INCREDIBLE
Lee Miller’s War Photographs at Kunsthalle Erfurt
„Photography can communicate truths – even if the latter are as incredible as the things that American photographer Lee Miller (1907–1977) saw in Europe towards the end of World War II. In its exhibition „Lee Miller. To Believe It“, Kunsthalle Erfurt presented a selection of Miller’s war photographs. Alongside pictures from the newly liberated concentration camp of Buchenwald, they also included shots of ruined Weimar and Jena, which were especially poignant when exhibited in nearby Erfurt. 75 years after they were taken, Miller’s pictures have lost nothing of their impact, but in the exhibition, which eschewed a catalogue or any additional information, they were neither sufficiently classified nor duly contextualized.