EINZELAUSGABE
Vol. 28 (2021)
No. 3 [N.F. 111]
Inland € 31,50
Ausland € 33,75
Editorial
ZEITSPRÜNGE
Inhalt
Vol. 28 (2021), No. 3 [N.F. 111]
DAS MÄDCHEN MIT DEN ROTEN SCHUHEN Das Aufregende an dieser Reisefotografie ist ihre Unaufgeregtheit. Sie entstand 1958 in Jerusalem, wo sich westliche Besucherinnen und Besucher noch kurz zuvor gerne im ‚orientalischen‘ Kostüm ablichten ließen
der Vorführgeräte hielt die Diaprojektion gegen Ende des 19. Jahrhunderts Einzug in die Schulbildung.
“COLOUR PALACES” In 2017, the Victoria and Albert Museum, London assumed responsibility for a significantcollection of early colour photographs, including approximately 2,500 autochromes. Since 2019, a project has beenunderway to scope, research, catalogue and digitize this significant collection, among the largest in Britain.
BILDSEHEN // BILDHANDELN Im Archive mit über 700 000 Bildern und eine 70-jährige Geschichte: Das sind die beeindruckenden Rahmendaten des Amateurclubs Freiberger Fotofreunde. Gegründet 1950 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), zählt er zu den ältesten Vereinigungen von Amateurfotografinnen und -fotografen dieser Region.
EDITORIAL
Hubert Locher
Zeitsprünge: Farben und Bildpraktiken (S. 1)
INHALT
EIN BILD
Karin Berkemann
Das Mädchen mit den roten Schuhen: Eine deutschjüdische Momentaufnahme (S. 4–6)
MEDIENGESCHICHTE
Anke Napp
Ein „leuchtende[r] Fleck“ im Dunkel: Die Lichtbildprojektion und das Lernen am Lichtbild in der Schule (S. 7–20)
BESTÄNDE
Catlin Langford
“Colour Palaces”: The Autochrome Collection at the Victoria and Albert Museum, London (S. 21–28)
Jürgen Becher
Das gläserne Gedächtnis: Die Sammlung der historischen Glasnegative der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (S. 29–39)
forschung
Nathalie Knöhr und Nadine Kulbe
BildSehen // BildHandeln: Die Freiberger Fotofreunde als Community of Visual Practice (S. 40–45)
BERICHTE
Elisabeth Fendl
„Bildarchive. Wissensordnungen – Arbeitspraktiken – Nutzungspotenziale“: Eine OnlineTagung, 15. Mai – 10. Juli 2020 (S. 46–50)
LITERATUR
Rezensionen
Evelyn Runge
FotoEmpowerment: Die Entgrenzung visueller Theorie und Praxis in Afrika (S. 51–54)
Rolf Sachsse
Regionale Bildkulturgeschichte: Eine Anleitung (S. 54/55)
Neu eingegangen
Zeitschriftenauswertung
PERSONALIA
Anette Michels
Den Horizont der Sammlung erweitern: Nachruf auf Ulrike Gauss (1941–2021) (S. 59/60)
Fortbildung
Mitteilungen
Ankündigungen
Termine
IMPRESSUM
ABSTRACTS
EIN „LEUCHTENDE[R] FLECK“ IM DUNKEL
Die Lichtbildprojektion und das Lernen am Lichtbild in der Schule
Ermöglicht durch die Fotografie und gefördert durch Weiterentwicklungen in Optik und Beleuchtungssystemen der Vorführgeräte hielt die Diaprojektion gegen Ende des 19. Jahrhunderts Einzug in die Schulbildung. Unbestreitbar waren die pädagogischen Vorteile gegenüber kleinformatigen Buchabbildungen oder Schautafeln. Verlage reagierten mit breitgefächerten Angeboten. In der Weimarer Republik wurden die ersten Bildstellen als zentrale Leih- und Schulungsstellen gegründet. Unter nationalsozialistischer Herrschaft war es Aufgabe der Reichsstelle für den Unterrichtsfilm und späteren Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht, Bildmaterial und Projektoren für die Schulen nach qualitativen und pädagogischen Richtlinien zu prüfen und für eine möglichst flächendeckende Ausstattung der Bildungseinrichtungen mit Projektionsmöglichkeiten zu sorgen. Mit der Absage an das sogenannte Bildband – auf Filmstreifen belichtetes Bildmaterial, das sich seit den 1920er Jahren etablierte – beschritt Deutschland ab 1940 einen Sonderweg. Nach den schweren Verlusten der Bildstellen im Zweiten Weltkrieg setzte man in beiden deutschen Staaten auf das Kleinbilddia als Lehrmittel.
„FARBPALÄSTE“
Die Autochromsammlung im Victoria and Albert Museum, London
Im Jahr 2017 übernahm das Victoria and Albert Museum, London, die Verantwortung für eine bedeutende Sammlung früher Farbfotografien, darunter etwa 2 500 Autochrome. Seit 2019 läuft ein Projekt zur Erfassung, Erforschung, Katalogisierung und Digitalisierung dieses bedeutenden Bestandes – eines der größten in Großbritannien. Dieser Artikel stellt die Sammlung und deren wichtigste Fotografen und Fotografinnen vor, darunter Alvin Langdon Coburn, John Cimon Warburg, Friedrich Adolf Paneth und Helen Messinger Murdoch. In ihrer Gesamtheit betrachtet, bieten die Werke und Objekte einen einzigartigen Einblick in die Rezeption, Praxis und Resonanz rund um das Auto chrom in Großbritannien wie auch im Ausland.
DAS GLÄSERNE GEDÄCHTNIS
Die Sammlung der historischen Glasnegative
der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Die laufende Ausstellung und das Begleitbuch „Das Gläserne Gedächtnis. Preußische Schlösser in historischen Ansichten“ thematisieren erstmals in monografischer Form die circa 20 000 Aufnahmen umfassende historische Glasplattennegativsammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Den größten und kostbarsten Teil bilden dabei die bis 1945 aufgenommenen Fotografien. Besonders relevant ist die Bedeutung der Glasnegative als Quellen für die Identifikation verlorener Kunstwerke und die Dokumentation baulicher und gartenarchitektonischer Zustände, für Restaurierungskampagnen sowie über bauliche Veränderungen und Kriegseinwirkungen. Die Palette der Bildmotive resultiert aus dem umfangreichen Verantwortungsbereich der preußischen Schlösserverwaltung, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 50 Schlösser und Gartenensembles in ganz Deutschland betreute. Der vorliegende Beitrag soll den zeithistorischen und dokumentarischen Wert historischer Glasnegative verdeutlichen und dabei auch die teilweise schwierigen Fragen der Erschließung wie zum Beispiel Datierung und Kontextualisierung problematisieren.
BILDSEHEN // BILDHANDELN
Die Freiberger Fotofreunde als Community of Visual Practice
Archive mit über 700 000 Bildern und eine 70-jährige Geschichte: Das sind die beeindruckenden Rahmendaten des Amateurclubs Freiberger Fotofreuande. Gegründet 1950 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), zählt er zu den ältesten Vereinigungen von Amateurfotografinnen und -fotografen dieser Region. Mit seinen derzeit 26 Mitgliedern prägt der Fotoclub bis heute das Bild und das visuelle Gedächtnis der sächsischen Bergstadt Freiberg. Ausstellungen und Bücher zur Stadt-, Bergbau- und Fotografiegeschichte bezeugen seine außerordentliche Produktivität. Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) von 2020 bis 2022 geförderten Projekts, das am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) in Dresden durchgeführt wird, öffnet sich der Club für die wissenschaftliche Forschung.
ENGLISH ABSTRACTS
A “SHINING SPOT” IN THE DARK
Slide Projections and Learning with Slides at School
Made possible by photography and promoted by developments in optics and projectors’ lighting systems, by the end of the 19th century, lantern slides were beginning to play a part in the teaching process. There was no disputing their educational advantages over small-format book illustrations or wall charts. Publishers reacted with a wide range of different products. In the inter-war years, the first photographic services were established for central lending and training. During the Third Reich, it was the job of the “Reichsstelle für den Unterrichtsfilm” (Reich Office for Teaching Films), later the “Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht” (Reich Institute for Film and Images in Science and the Classroom) to check visual material and projectors for schools in accordance with quality-related and teaching guidelines and to ensure that as many teaching establishments as possible boasted projection equipment. By rejecting the film strips – photographic material exposed on contact film strips that had become established from the 1920s – Germany started to go its own way as of 1940. After severe losses of the photographic services in World War II, 35-millimeter slides were adopted as the prime choice for teaching materials in both East and West Germany.
“COLOUR PALACES”
The Autochrome Collection at the Victoria and Albert Museum, London
In 2017, the Victoria and Albert Museum, London assumed responsibility for a significant collection of early colour photographs, including approximately 2,500 autochromes. Since 2019, a project has been underway to scope, research, catalogue and digitise this significant collection, among the largest in Britain. This article introduces the collection and key photographers represented, including Alvin Langdon Coburn, John Cimon Warburg, Friedrich Adolf Paneth and Helen Messinger Murdoch. Viewed as a whole, the works and objects in the collection provide a unique insight into the reception, practice and response surrounding the autochrome both in Britain, and abroad.
THE GLASS MEMORY
Stiftung Preussische Schlösser und
Gärten Berlin-Brandenburg’s Collection of Historical Glass Negatives
„Photography can communicate truths – even if the latter are as incredible as the things that American photographer Lee Miller (1907–1977) saw in Europe towards the end of World War II. In its exhibition „Lee Miller. To Believe It“, Kunsthalle Erfurt presented a selection of Miller’s war photographs. Alongside pictures from the newly liberated concentration camp of Buchenwald, they also included shots of ruined Weimar and Jena, which were especially poignant when exhibited in nearby Erfurt. 75 years after they were taken, Miller’s pictures have lost nothing of their impact, but in the exhibition, which eschewed a catalogue or any additional information, they were neither sufficiently classified nor duly contextualized.
SEEING PICTURES // ACTING PICTURES
“The Freiberger Fotofreunde” as Community of Visual Practice
Archives with more than 700,000 pictures stretching back over 70 years – this is the impressive basic data behind the amateur club that is Freiberger Fotofreunde. Established in Communist East Germany in 1950, the club is one of the region’s oldest amateur photographic associations. Currently boasting 26 members, even today this particular photo club continues to shape the image and the visual memory of the mining town that is Freiberg in Saxony. Exhibitions and books on the town’s past, its mining industry, and its photographic history attest to the association’s extraordinarily productive output. As part of a project sponsored by DFG, the central German research funding organization, from 2020 through 2022 which is being conducted at ISGV, the Institute of Saxon History and Cultural Anthropology based in Dresden, the club is now opening itself up to scientific research.