Editorial
UMGEBUNGEN DES FOTOGRAFISCHEN BILDES
Inhalt
Vol. 28 (2021), No. 4 [N.F. 112]
Ein Bild von einem Bild?
Wer in einer wissenschaftlichen Zeitschrift wie dem „Rundbrief Fotografie“ publizieren will, muss sich bei der formalen Einrichtung des Textes an einem „Style-sheet“ orientieren, das nicht selten mehrere Seiten lang ist.
Der Beitrag beschreibt ein bisher undokumentiertes und unerschlossenes Fotoalbum aus Familienbesitz, zu dem die privaten Überlieferungen nahezu erloschen sind.
Mehr Bilder für das Rheinland
Die Irene und Sigurd Greven Stiftung in Köln arbeitet seit 2018 an dem Datenbankprojekt „Greven Archiv Digital“ (GAD) mit dem Ziel, rheinische Bild- und Fotobestände langfristig zu sichern und in einem Online-Portal verfügbar und recherchierbar zu machen.
„Licht aus der Vergangenheit“
In der Fotosammlung des Museums für Kommunikation in Bern befinden sich unter anderem rund 500 000 fotografische Objekte zur Geschichte von Post, Telekommunikation sowie des Computers in der Schweiz.
EDITORIAL
Hubert Locher
Umgebungen des fotografischen Bildes (S. 1)
INHALT
EIN BILD
Michalis Valaouris
Ein Tagtraum des Jacques Henri Lartigue (S. 4–6)
MEDIENGESCHICHTE
Steffen Siegel
Ein Bild von einem Bild? Über fotowissenschaftliche Reproduktionsstile (S. 7–16)
Stephan Sagurna
Ein Fenster in die Bergbaugeschichte um 1900: Koloniale Reisefotografie im China-Album des Hugo von Königslöw (S. 17–30)
digitalisierung
Dennis Janzen
Mehr Bilder für das Rheinland:
Das Greven Archiv Digital
(S. 31–41)
BESTÄNDEJuri Jaquemet und
Martha Mundschin
„Licht aus der Vergangenheit“: Die Fotosammlung des Museums für Kommunikation in Bern und der Bestand Pro Telephon (S. 42–50)
BERICHTE
Hanni Geiger, Leonie
Groblewski und Julian Stalter
„Digitale Bilder zwischen Fake und Protest: Bericht zur Online-Tagung „Das digitale Bild. Die soziale Di- mension, politische Perspektiven und ökonomische Zwänge“, 28.–30. April 2021 (S. 51–58)
LITERATUR
Rezensionen
Kurt Deggeller
Dialog auf Augenhöhe: Ein Experiment zur Interaktion zwischen Bild und Text der Zürcher Hochschule der Künste und des Fotomuseums Winterthur (S. 59–61)
Neu eingegangen
Zeitschriftenauswertung
PERSONALIA
DGPh: Artur Walther erhält den Kulturpreis 2021 (S. 65)
Fortbildung
Mitteilungen
Ankündigungen
Termine
IMPRESSUM
ABSTRACTS
EIN BILD VON EINEM BILD?
Über fotowissenschaftliche Reproduktionsstile
Wer in einer wissenschaftlichen Zeitschrift wie dem „Rundbrief Fotografie“ publizieren will, muss sich bei der formalen Einrichtung des Textes an einem „Style-sheet“ orientieren, das nicht selten mehrere Seiten lang ist. Minutiös werden in solchen Anleitungen die sprachlichen Aspekte einer Publikation reguliert, demgegenüber aber die visuellen Zeigeformen nur selten eigens thematisiert. Insbesondere mit Blick auf die kunst-, bild- und nicht zuletzt fotohistorische Publizistik muss dies erstaunen, sind doch von einer solchen Leerstelle nicht weniger als die Gegenstände der Disziplinen betroffen. Gibt es – wie unausdrücklich auch immer – einen ‚Normalstil‘ der wissenschaftlichen Illustration? Welche methodischen und erkenntnistheoretischen Konsequenzen ergäben sich für die Forschung? Und wie lässt sich mit Beispielen umgehen, die die Standards eines solchen Stils offenkundig unterlaufen?
EIN FENSTER
IN DIE BERGBAUGESCHICHTE UM 1900
Koloniale Reisefotografie im China-Album des Hugo von Königslöw
Der Beitrag beschreibt ein bisher undokumentiertes und unerschlossenes Fotoalbum aus Familienbesitz, zu dem die privaten Überlieferungen nahezu erloschen sind. Durch den vorliegenden Artikel erfolgt eine Rekonstruktion der Entstehungsumstände der Fotografien des Albums, das private Amateuraufnahmen aber auch zugekaufte professionelle Fotografien aus der Bergbaugeschichte in der deutschen Kolonie Kiautschou in China und wenige aus Nordamerika enthält. Über die Kategorien Provenienz, Protagonist, Materialität, Motivik und Entstehungsumstände taucht der Autor in chinesische und US-amerikanische Bildwelten um 1900 ein. Die dabei aufgezeigten Dimensionen dieses privaten Fotoalbums eines Bergbauassessors aus dem Deutschen Kaiserreich und seiner Expedition spannen den Bogen von der einzelnen Amateurfotografie bis zur Infrastruktur kommerzieller Landschaftsfotografie um 1900. Mit dieser Bedeutungsvielfalt soll letztlich eine Perspektive für die Übernahme des privat verwahrten Albums in eine öffentliche Sammlung und Sicherung aufgezeigt werden.
MEHR BILDER FÜR DAS RHEINLAND
Das „Greven Archiv Digital“
Die Irene und Sigurd Greven Stiftung in Köln arbeitet seit 2018 an dem Datenbankprojekt „Greven Archiv Digital“ (GAD) mit dem Ziel, rheinische Bild- und Fotobestände langfristig zu sichern und in einem Online-Portal verfügbar und recherchierbar zu machen. Die Greven-Stiftung sammelt dazu Vor- und Nachlässe rheinischer Fotografinnen und Fotografen sowie Bestände von Institutionen, stellt die Datenbank aber auch anderen Institutionen und Personen zur Verfügung, die ihre Bildsammlungen zeigen möchten. Bei dem Portal handelt es sich um eine cloud-basierte Plattform, die mehrere Google-Schnittstellen (Bilderkennung, Texterkennung [OCR], Geocodierung) zur Metadatenanreicherung nutzt. Verfügbar sind bisher etwa Nach- beziehungsweise Vorlässe von Oswald Kettenberger, Inge und Arved von der Ropp, die Fotosammlung des Historischen Archivs des Erzbistums Köln (AEK) und das Bildarchiv der „Kölnischen Rundschau“.
„LICHT AUS DER VERGANGENHEIT“
Die Fotosammlung des Museums für Kommunikation in Bern und der Bestand Pro Telephon
In der Fotosammlung des Museums für Kommunikation in Bern befinden sich unter anderem rund 500 000 fotografische Objekte zur Geschichte von Post, Telekommunikation sowie des Computers in der Schweiz. Das Herzstück der Sammlung bildet eine von den schweizerischen Post-, Telefon- und Telegrafenbetrieben (PTT) aufgebaute Bilddokumentation. Dazu kommen zahlreiche Einzelbestände, die nach institutioneller Herkunft oder Autorinnen und Autoren gegliedert sind. Ziele des 2019 gestarteten Projektes „ODIL – Out of the Dark, Into the Light“ sind die vollständige Bewertung, Erschließung, präventive Konservierung, Digitalisierung, Vermittlung und digitale Langzeitarchivierung der Fotobestände bis zum Jahr 2030. In den letzten zwei Jahren bearbeitete das Museum den Bestand der Vereinigung Pro Telephon, der im Rahmen dieses Beitrags exemplarisch vorgestellt wird.
ENGLISH ABSTRACTS
A PICTURE’S IMAGE?
On Reproduction Styles in the Photo Studies
Anyone who seeks to publish in an academic journal such as “Rundbrief Fotografie” has to refer to a “style sheet” for the formal setup of the text, which is not infrequently several pages long. Such instructions meticulously regulate the linguistic elements of a publication. However, they rarely specify the visual aspects of representation. It is astonishing, especially concerning scholarship dealing with art history, visual history, and – not least – the history of photography. After all, no less than the objects of the disciplines themselves are at stake by such lacunae. Is there, however inexpressively, a ‘standard style’ for illustrations in academic publications? What are the methodological and epistemological consequences, as far as research is concerned? And how can we deal with examples that manifestly subvert the standards of such a style?
A WINDOW ONTO MINING HISTORY
AROUND 1900
Colonial Travel Photography in Hugo von Königslöw’s China Album
The article describes a hitherto undocumented and uninvestigated photo album that has been in the possession of a family and for which written records have almost been lost. It reconstructs the circumstances in which the photo graphs in the album were taken. The latter contains not only personal amateur photographs but also purchased professional photographs recording mining history in the German colony of Kiautschou in China, along with a few from North America. The author delves into the worlds of Chinese and American images dating from around 1900 as regards their provenance, the protagonist, materials, themes, and the circumstances in which the photographs originated and were put together. The scope opened up by this personal photo album belonging to a mining official in the German Empire and his expedition spans from individual amateur photographs to the infrastructure of commercial landscape photography around 1900. Ultimately, the purpose of these many viewpoints is to offer a perspective for the transfer of this privately owned album into a public collection and safeguarding.
MORE IMAGES FOR THE RHINELAND
The “Greven Archiv Digital”
The Irene und Sigurd Greven Stiftung in Cologne has been working on a database project, the “Greven Archiv Digital” (GAD), since 2018. The objective is to ensure the long-term preservation of Rhineland’s picture and photo inventories and make them available in a web based portal, thus allowing anybody interested to conduct research on them. To this
end, the Greven foundation assembles the pre and post estates by photographers in the Rhineland, along with stocks of institutions, but also makes the database available to other organizations and individuals who wish their image collections to go on show. The portal is a cloud-based platform which has recourse to a number of different types of Google interface (image recognition, optical character recognition [OCR], geocoding) for the accumulation of meta-
data. Available so far are such as the posthumous or preliminary bequests by Oswald Kettenberger, Inge and Arved von der Ropp, the photographic collection of the historical archive of the Archdiocese of Cologne (AEK) and the “Kölnische Rundschau” newspaper’s picture archive.
“LIGHT FROM THE PAST”
The Museum of Communication in Bern’s Photographic Collection and the Pro Telephon Inventory
Amongst other things, the Museum of Communication in Bern houses some 500,000 photographic items on the history of post, telecommunication and the computer in Switzerland. At the heart of the collection is a trove of image records assembled by the Swiss Postal Telegraph and Telephone agency (PTT). This is complemented by a large number of individual holdings organized by iSnstitutional origins or by auxathor. The objectives of a project launched in 2019, “ODIL – Out of the Dark, Into the Light”, are the complete evaluation, indexing, preventative conservation, digitization, communication and digital long-term preservation of the photographic inventories by the year 2030. Over the past two years, the museum has been working on Pro Telephon’s inventory, examples of which will be presented in this article.