EINZELAUSGABE
Vol. 21 (2015)
No. 3 [N.F. 83]
Inland € 29,75
Ausland € 31,75
Editorial
INHALT
Vol. 21 (2014), No. 3, N.F. 83
„INSTANT MASTERPIECES“ Der Artikel widmet sich der Erzeugung und Aussstellung sofortbildfoto-grafischer Reproduktionen des monumentalen Altargemäldes „Verklärung Christi“, das Raffael zwischen 1516 und 1520 schuf ...
IMAGINÄRE FLANERIEN Der Essay stellt die bislang unsystematisch untersuchte Frage nach der Rolle der großen Fotoateliers für die private Selbstrepräsentation in den Zusammenhang einer Neuordnung der Räume in der Moderne ...
WIEDER DAS VERGESSEN „Dresden vertrieb mich; so wurde ich Fotograf.“ – Mit dieser denkbar knappen, fast beiläufig anmutenden Äußerung aus einem nur als Fragment erhaltenen, undatierten Brief ...
Editorial
Hubert Locher
Bildwissenschaft, Kunstgeschichte, „Visual history“ und die Materialität der Fotografie (S. 1/2)
Inhalt
Ein BildLilli Weissweiler
Die Welt als Negativ – Über die Fotografie „Erinnerung“ (2012) von Steffen Junghans (S. 5–7)
MediengeschichteDennis Jelonnek
„Instant Masterpieces“ – Zur sofortbildfotografischen Reproduktion musealer Kunstwerke durch die Polaroid Corporation, 1973–1979 (S. 8–26)
Anja Herrmann
Imaginäre Flanerien. Das Fotoatelier als Ort der Moderne (S. 27–35)
MATERIALITÄTAnna Leibbrandt
„Nicht nur die Stadt ist vieltausendfarbig“ – Erschließung und Konservierung des frühesten Farbbestandes im Ringier Bildarchiv (S. 36–44)
AUSSTELLUNGEnPhilipp Freytag
Fotografie im Exil – „Im Augenblick. Fotografien von Fred Stein“
(S. 45–50)
LITERATUR
Rezensionen
Ulrich Hägele
Marie Goslich – Pionierin des modernen Fotojournalismus
(S. 51/52)
Rolf Sachsse
Eine Stadt auf Fotopapier. Die Sammlung Püscher in Ölfeld
(S. 52–54)
Rolf Sachsse
Ein Bild vom Leben – Eine neue Biografie von Gerda Taro (S. 54/55)
Neu eingegangen
Zeitschriftenauswertung
BERICHTE
Susanne Dörler
Safeguarding Image Collections – Zur Bewahrung von Fotografien als materielle kulturelle Objekte. Internationale Tagung KIK-IRPA Brüssel: Co-Ma 2013 (S. 58–62)
Sigrid Schulze
Inspirationen – Interaktionen: Kunstfotografie um 1900 neu betrachtet. Zum Symposium der Kunstbibliothek im Museum für Fotografie, Staatliche Museen zu Berlin, 21. bis 23. November 2013
(S. 63–66)
Forschung
Annette Vowinckel
Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses – Ein Verbund-Projekt der Leibniz-Gemeinschaft (S. 67–69)
Zürcher Erklärung zur Digitalen Kunstgeschichte 2014 (S. 70)
VERBÄNDEDGPh-Sektion Geschichte: Berichte und Planungen 2012–2014 (S. 71)
FORTBILDUNG
Ankündigungen
Call for Papers
Termine
EINGESANDTE MANUSKRIPTE
IMPRESSUM
ANzeigen
ABSTRACTS
„INSTANT MASTERPIECES“
Zur sofortbildfotografischen Reproduktion musealer Kunstwerke durch die Polaroid Corporation, 1973–1979
Der Artikel widmet sich der Erzeugung und Ausstellung sofortbildfotografischer Reproduktionen des monumentalen Altargemäldes „Verklärung Christi“, das Raffael zwischen 1516 und 1520 schuf. Die Besonderheit der 1979 angefertigten Polaroid-Aufnahmen liegt einerseits in der Präsentationsweise einer nahezu maßstabsgetreuen Gesamtaufnahme, sowie im Anspruch „kornloser“ mikroskopischer Exaktheit weiterer großformatiger Sofortbildfotografien. Diese Reproduktionen, die der Polaroid Corporation als „Schnittstellen von Wissenschaft und Kunst“ galten, lassen durch ihre aufwendige Erzeugung und Präsentation in Katalog und Ausstellung theoretische Aspekte der technischen Reproduzierbarkeit und Unikalität ebenso akut werden wie die Frage nach den gewandelten Formen der Bild- und Warenproduktion und ihrer Gebrauchsweisen und Konsumformen in den 1970er Jahren.
IMAGINÄRE FLANERIEN
Das Fotoatelier als Ort der Moderne
Der Essay stellt die bislang unsystematisch untersuchte Frage nach der Rolle der großen Fotoateliers für die private Selbstrepräsentation in den Zusammenhang einer Neuordnung der Räume in der Moderne. Schauplatz ist Paris in der Zeit seit den 1860er Jahren. Die Epoche ist zentral, da sich die Stadt grundlegend durch Abriss und Neuplanung unter Baron Haussmann veränderte: Grands Boulevards, Warenhäuser, Börse, neue Oper sowie unzählige Bars, Varietés und Theater – nicht zuletzt große Fotoateliers – verhalfen Paris zu jener Topografie, die das Vergnügen mit dem Kommerz verband, weshalb sie für Walter Benjamin zur „Hauptstadt des 19. Jahrhunderts“ avancierte. Anhand ausgewählter Inszenierungen von Marie Bashkirtseff und der Gräfin von Castiglione wird hier nun der Frage nachgegangen, wie in der spezifischen Öffentlichkeit des Fotoateliers Muster der Selbstdarstellung und des Blicks entwickelt wurden, die durch einen hohen Grad schichten- und geschlechtsspezifischer sowie medialer Reflexivität eine moderne Praxis visueller und performativer Weiblichkeit offenbaren.
„NICHT NUR DIE STADT IST VIELTAUSENDFARBIG“
Erschließung und Konservierung des frühesten Farbbestandes im Ringier Bildarchiv
Das Staatsarchiv Aargau übernahm 2009 den analogen Bildbestand des Medienhauses Ringier. Daraufhin lief das fünfjährige Sicherungs- und Evaluationsprojekt Ringier Bildarchiv (RBA). Ein Teilprojekt daraus beschäftigte sich explizit mit der Bewertung, Erschließung und Konservierung von Farbfotografie, da gerade hier in der Fotografieforschung im historischen wie im archivischen Bereich noch eine große Lücke klafft. Der ausgewählte „AA-Bestand“ bildet mit rund 39 000 Farbdiapositiven aus den Jahren 1958 bis 1974 den frühesten Farbbestand des Ringier Bildarchivs. Die Bewertung wurde anhand des archivübergreifenden Kriterienkatalogs vorgenommen, und während die Erschließung durch die gute Beschriftung der Fototaschen wenig Probleme bereitete, bedarf es von konservatorischer Seite weiterer Nachforschungen zu spezifischen Schadensbildern.
ENGLISH ABSTRACTS
INSTANT MASTERPIECES
Instant Photographic Reproductions of Museum Artworks by the Polaroid Corporation, 1973-1979
This article addresses the production and exhibition of in-stant film photographic reproductions of the monumental altar painting ‘The Transfiguration of Christ’ created by Raphael between 1516 and 1520. These Polaroid photo-graphs dating from 1979 are unique because of their pre-sentation of a virtually to scale capture of the entire work of art along with the claim of ‘grainless’ microscopic exac-titude of other large-format instant photographs. These reproductions, which the Polaroid Corporation considered to be ‘interfaces between science and art’, acutely under-score the theoretical aspects of technical reproducibility and singularity by means of their elaborate production process and presentation in a catalogue and exhibition. They also engage an inquiry into the changing forms of image and commodity production in the 1970s, along with their methods of use and modes of consumption.
IMAGINARY MEANDERINGS
The Photographic Studio as a Modern Space
This essay poses the until now unsystematically researched question of the role of large photographic studios for the private self-representation within the context of the re-arrangement of space in the modern period. The stage is Paris during the 1860s and later. This epoch is central be-cause the city fundamentally changed during this period through the demolition and redesign undertaken by Baron Haussmann: grand boulevards, department stores, stock exchanges, the new opera as well as countless bars, variety shows, theaters, and not least of all large photographic studios lent Paris the topography that, combining pleasure with commerce, transformed it into Walter Benjamin’s ‘capital of the 19th century’. On the basis of selected case studies by Marie Bashkirtseff and the Countess of Castiglione, the ques-tion addressed here is how, within the specific clientele -of the photographic studio, patterns of self-representation and the gaze were developed, revealing due to class, gender and media reflexivity a modern practice of visual and performative femininity.
‘NOT ONLY THE CITY IS A RIOT OF COLOR’
Indexing and Conservation of the Earliest Colour Collection in the Ringier Image Archive
In 2009 the State Archive of the canton Aargau took over the analog image inventory of the Ringier Media Company. As a result, the five-year project Ringier Image Archive (Ringier Bild-archiv, RBA) was undertaken to secure and evaluate the holdings. Part of the project explicitly dealt with the assessment, indexing, and conservation of color photographs as there is still a gaping hole in the historical and archival scholarship in this area. The selected ‘AA Inventory’ constitutes the earliest color collection in the Ringier Image Archive with around 39,000 color diapositives dating from the years 1958 to 1974. The assessment was carried out on the basis of a comprehensive archive criteria catalogue. Due to the thoroughly labelled photographic enclosures few problems were encountered during indexing. Further conservation research is required, however, to address the specific kinds of damage encountered.