EINZELAUSGABE
Vol. 22 (2015)
No. 2 [N.F. 86]
Inland € 29,75
Ausland € 31,75
Editorial
Inhalt
Vol. 22 (2015), No. 2, N.F. 86
WENN DAS SAMMELN ZUR "FIXEN IDEE" WIRD Im Zentrum des Beitrags stehen die Fotokampagnen, die das Kunsthistorische Institut in Florenz in den ersten drei Jahrzehnten seines Bestehens ausrichtete ... WEITER LESEN
DER MASSE HERR WERDEN Im Rahmen des seit 2009 am Staatsarchiv Aargau durchgeführten Sicherungs- und Evaluationsprojekts Ringier wurde anhand des Teilbestands „Bilder des Sports“ ein Erschließungs-, Bewertungs- und Konservierungsverfahren für große Agenturbestände entwickelt ...
REVISION Für fünf Sammlungsschwerpunkte ist das Museum Ludwig bekannt: den deutschen Expressionismus, Pablo Picasso, die russische Avantgarde, Pop Art und die Fotografie ...
Editorial
Sonja Feßel
Unerwünschte Patina, oder die Frage „Ist das Kunst, oder kann das weg?“ (S. 1)
Inhalt
Ein Bild
Rolf Sachsse
Pete Ashton @sitting_in_stagram: Medienkunst in Selbstauflösung
(S. 4–6)
Mediengeschichte
Ute Dercks
Wenn das Sammeln zur „fixen Idee“ wird: Die frühen Fotokampagnen des Kunsthistorischen Instituts in Florenz (S. 7–18)
Materialität
Georg Dietz
und Carsten Wintermann
Infrarot-Hinterblitzverfahren & Fast Fourier Transformation: Eine neue Methode zur Sichtbarmachung von Papierstrukturen in Fotopapieren? (S. 19–27)
ERSCHLIESSUNG
Nora Mathys
Der Masse Herr werden: Zur Entwicklung eines Erschließungs-, Bewertungs- und Konservierungsverfahrens für große Agenturbestände am Beispiel des Ringier Bildarchivs (S. 28–37)
AUSSTELLUNGEN
Miriam Halwani
Revision: Perspektiven der historischen Fotografie im Kölner Museum Ludwig (S. 38–49)
BERICHTe Sabrina Werner
Forschungsinstrument Fotografie: Zur Tagung „Fotografie im Dienst der Wissenschaft“ am Deutschen Museum München, 4. September 2014 (S. 50–53)
Rita Hofmann
Fotokunst: Erhalten oder Ersetzen? Zum Symposium „Reproduktion in der Fotokunst – Erhalt des Originals, Neu produktion oder Interpretation“, DZ Bank Kunstsammlung, Frankfurt am Main, 21. November 2014 (S. 54–56)
REPRODUKTION
Sven Schönauer
Der digitale Referenz-Scan: Zur Zu-standsdokumentation mittels spektraler Farbmesswerte (S. 57/58)
LITERATUR
Rezensionen
Katharina Arlt
Agfacolor Neu: Die Anfänge des ‚modernen‘ Farbfilms in Wolfen
(S. 61–63)
Rolf Sachsse
Konstruktion und Komposition:
Eine große Monografie zu Jaromír Funke (S. 63/64)
Neu eingegangen
Zeitschriftenauswertung
FORTBILDUNG
Call for Papers
Ankündigungen
Termine
IMPRESSUM
ANzeigen
ABSTRACTS
Wenn das Sammeln zur "Fixen Idee" wird
Die frühen Fotokampagnen des Kunsthistorischen Instituts in Florenz
Im Zentrum des Beitrags stehen die Fotokampagnen, die das Kunsthistorische Institut in Florenz in den ersten drei Jahrzehnten seines Bestehens ausrichtete. Anhand der im Institutsarchiv erhaltenen Dokumente, der Jahresberichte und Publikationen sowie der in den Inventarbüchern verzeichneten Bestände und den heute noch in der Photothek des Instituts aufbewahrten Fotografien wird nach Entstehungskontexten und Sammlungsstrategien einer kunstwissenschaftlichen Sammlung gefragt: In welchem Verhältnis standen die Fotokampagnen zur Forschung im Haus? Welchen Anteil hatten die Wissenschaftler an der Ausführung der Kampagnen und am Entstehungsprozess der Fotografien? Mit welchen Fotografen wurde zusammengearbeitet? Und wie wurden die Nutzungsrechte geregelt? Im Archiv des Instituts finden sich nicht nur die Umstände der Kampagnen dokumentiert, sondern auch einige in diesem Zusammenhang formulierte programmatische Äußerungen.
Infrarot-Hinterblitzverfahren & Fast Fourier Transformation
Eine neue Methode zur Sichtbarmachung von Papierstrukturen in Fotopapieren?
Im Rahmen der Vorbereitungen einer Ausstellung am Dresdner Kupferstich-Kabinett wurde eine neue Methode zur Sichtbarmachung von Wasserzeichen und Papierstrukturen aus flächig montierten Grafiken und Zeichnungen entwickelt, bei der die Objekte einschließlich ihres Montierungskartons mit Licht im Infrarotbereich ab einer Wellenlänge über 780 nm belichtet und so durchleuchtet werden. Die durch das fotografische Verfahren sichtbar gemachten Papierstrukturen ermöglichen die Eingrenzung des Entstehungszeitraumes, Klärung von Serienzusammenhängen oder aber auch die Feststellung von Fälschungen von Grafiken und Zeichnungen. Mit dem IR-Backflashing könnten sich auch für die Datierung von Fotografien neue Ansätze ergeben, die helfen würden, den Entstehungszeitraum fotografischer Abzüge einzugrenzen und damit auch Nachauflagen beziehungsweise spätere Abzüge zu erkennen oder eventuell gar Fälschungen aufzuspüren. Zudem könnten weiterführende Fragen beantwortet werden, beispielsweise danach, welche Papiere für Fotografien auf Basis von ‚Salz- oder Albuminverfahren verwendet wurden und ob sie Wasserzeichen tragen.
Der Masse Herr werden
Zur Entwicklung eines Erschließungs-, Bewertungs- und Konservierungsverfahrens für große Agenturbestände am Beispiel des Ringier Bildarchivs
Im Rahmen des seit 2009 am Staatsarchiv Aargau durchgeführten Sicherungs- und Evaluationsprojekts Ringier wurde anhand des Teilbestands „Bilder des Sports“ ein Erschließungs-, Bewertungs- und Konservierungsverfahren für große Agenturbestände entwickelt, dessen Bestandteile, Methodik und Ergebnisse im Folgenden vorgestellt werden. Das Projekt führte zu wesentlichen methodischen Erkenntnissen: 1) Die Retrokonversion der gut beschrifteten Reportagetaschen hat sich als zuverlässig und kostengünstig bewährt. 2) Die Bewertung auf der Dossier-Ebene ist hingegen sehr zeitaufwendig und lohnt sich nur, wenn konservatorische Maßnahmen notwendig sind, um die Bilder zu retten. Es empfiehlt sich, bei Cellulosenitrat- und Celluloseacetatnegativen zunächst den konservatorischen Zustand zu bestimmen und bei schlechtem Befund anschließend eine inhaltliche Bewertung vorzunehmen. Das entwickelte Verfahren eignet sich für eine effiziente und kostengünstige Massenverarbeitung.
Revision
Perspektiven der historischen Fotografie im Kölner Museum Ludwig
Für fünf Sammlungsschwerpunkte ist das Museum Ludwig bekannt: den deutschen Expressionismus, Pablo Picasso, die russische Avantgarde, Pop Art und die Fotografie. Konzipiert als Haus für die Moderne, sprengt die Sammlung Fotografie den zeitlichen Rahmen. Ihre Werke reichen von den Vorläufern im frühen 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Bei der Neustrukturierung der Abteilungen im Jahr 2000 wurde die Fotografie 1960 der Abteilung Gegenwartskunst zugeschlagen, um zusammen mit den medial stark divergierenden Werken der zeitgenössischen Kunst „ein organisches Gebilde“ zu formen. Die historische Fotografie behielt ihren Status als eigenständiger Sammlungsbestand und wurde weiter in gesonderten Räumen präsentiert. Galt der historische Teil der Fotografischen Sammlung, das so genannte Agfa Foto-Historama, lange als Untermieter und Anwärter auf ein eigenes Haus, änderte sich die Situation mit dem Ankauf 2005. Seither stellt sich die Frage, wie mit dem historischen Fotomaterial im Museum Ludwig umzugehen sei. Mit der Ausstellung „Das Museum der Fotografie: Eine Revision“ wurden Antworten vorgeschlagen.
ENGLISH ABSTRACTS
When Collecting Becomes an ‘Obsession’
The Early Photographic Campaigns of the Kunsthistorisches Institut in Florence
This article focuses on the photographic campaigns that the Kunsthistorisches Institut in Florence organized during the first three decades of its existence. Based on documents, annual reports and publications, as well as the holdings listed in the inventory books and the photographs that are still held in the photo collection of the Institute Archives, the contexts of genesis and collection strategies of an art historical collection are questioned: How did the photographic campaigns relate to in-house research? How large a part did the scientists play in the execution of the campaigns and in the making of the photographs? With which photographers did they work? How were copyright issues regulated? The Institute Archives document both the circumstances of the campaigns as well as a number of programmatic statements formulated within this context.
Infrared Back Flashing & Fast Fourier Transformation
A New Method for the Visualisation of Paper Structures in Photographic Papers?
This article focuses on the photographic campaigns that the Kunsthistorisches Institut in Florence organized during the first three decades of its existence. Based on documents, annual reports and publications, as well as the holdings listed in the inventory books and the photographs that are still held in the photo collection of the Institute Archives, the contexts of genesis and collection strategies of an art historical collection are questioned: How did the photographic campaigns relate to in-house research? How large a part did the scientists play in the execution of the campaigns and in the making of the photographs? With which photographers did they work? How were copyright issues regulated? The Institute Archives document both the circumstances of the campaigns as well as a number of programmatic statements formulated within this context.
Mastering the Masses
On the Development of a Method of Inventory, Evaluation and Conservation for Large Agency Holdings, by Example of the Ringier Picture Archive
During the preparation of an exhibition at the at the Kupferstich-Kabinett (Collection of Prints, Drawings and Photographs) Dresden, a new method of visualizing watermarks and paper structures of mounted prints and drawings was developed, in which the works and their mounts are illuminated with transmitted infrared light above 780 nm. This photographic technique makes the paper structure visible, thereby enabling one to narrow down the period of production, clarify coherence within series of prints and drawings, or even detect forgeries. IR back flashing may also result in new approaches for dating photographs; this would help narrow down the production date of photographic prints and thereby enable the identification of reprints or later prints or possibly even help detect forgeries. In addition, further questions might be answered, for example: which papers were used for salted paper prints or albumen prints and whether they have watermarks.
Revision
Perspectives of Historical Photography in the Museum Ludwig in Cologne
The Museum Ludwig is known for its five key collections: German expressionism, Pablo Picasso, the Russian avantgarde, pop art and photography. As the museum was conceived as a house for modernism, the photographic collection really pushes its boundaries. The works in the collection range from the precursors of the early 19th century to the present. Following a departmental restructuring in 2000, post-1960 photography was transferred to the department of contemporary art, with the goal of forming an ‘organic entity’ with the widely divergent media of the works of contemporary art. Historical photography retained its status as an independent collection and was still shown in separate galleries. The historical branch of the photographic collection, the so-called Agfa Foto Historama, had long been regarded as a mere tenant with aspirations to its own quarters, but the situation changed in 2005 with its acquisition. The question of how to deal with the historical photographs in the Museum Ludwig has yet to be answered. The exhibition ‘The Museum of Photography: A Revision’ proposed some possible answers.