EINZELAUSGABE
Vol. 22 (2015)
No. 3 [N.F. 87]
Inland € 29,75
Ausland € 31,75
Editorial
Inhalt
Vol. 22 (2015), No. 3, N.F. 87
“RETIRED” Magnum Photos was formed in 1947, in the wake of the Second World War, by four photographers seeking to retain the rights to their images ...
ERICH GRISAR Der Schriftsteller Erich Grisar (1898–1955) ist heute nur noch Literaturkennern ein Begriff ...
THE LIVING PHOTOBOOK
175 Jahre Fotografie wurden in Köln groß gefeiert. Neben der photokina und dem Festival der neu konzipierten Internationalen Photoszene Köln ... WEITER LESEN
EDITORIAL
Hubert Locher
Fotografische Erscheinungen – Materialisierungen des Fotografischen (S.1)
INHALT
EIN BILD
Felix Thürlemann
Das Haremsleben (S. 4–6)
MEDIENGESCHICHTE
Steven D. Hoelscher
und Andrea Gustavson
“Retired”: Magnum’s Photo Archive Begins a New Career (S. 7–15)
BESTÄNDE
Andrea Zupancic
Erich Grisar: Die Entdeckung eines Fotografen (S.16–26)
AUSSTELLUNGEN
Natascha Pohlmann
The Living Photobook: Eine mediale Kontextualisierung des Fotografischen (S. 27–37)
Carolin Förster
Karl-Ludwig Lange – Berlin, Berlin: Wie Stadt zum Bild wird (S. 37–46)
BERICHTE
Burkhard Krüger
Meta – Super – Hyper? Bildarchive im digitalen Zeitalter. Zur Tagung „Archiv Macht Gesellschaft – Bildarchive im Wandel“ des DFG -Graduiertenkollegs „Das fotografische Dispositiv“ an der HBK Braunschweig, 5./6. Februar 2015 (S. 47–51)
Paul Mellenthin
Wissenschaftliche Bildproduktion als Gegenstand bildhistorischer Betrachtungen. Zur Tagung „Hybrid Photograph. Intermedial Practices in Sciences and Humanities“ am Institut für Kunst- und Bildwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, 19. bis 21. Februar 2015
(S. 52–56)
LITERATUR
Rezensionen
Rolf Sachsse
Die Bonbonniere: Ullstein und das moderne Pressewesen (S. 57–59)
Hans Christian Adam
Fortsetzung der Daguerreotypomanie: Die Saarbrücker Sammlung Wallpott
(S. 59–62)
Neu eingegangen
Zeitschriftenauswertung
PERSONALIA
Wolfgang Hesse
Exemplarische Regionalarbeit:
Volker Jakob zum Ruhestand
FORTBILDUNG
Ausschreibung
Call for Papers
Ankündigungen
Termine
EINGESANDTE MANUSKRIPTE
IMPRESSUM
ANZEIGEN
ABSTRACTS
AUSGESCHIEDEN
Das zweite Leben des Magnum-Fotoarchivs
Die Bildagentur Magnum Photos wurde 1947, kurz nach Kriegsende, von vier Fotografen in der Absicht gegründet, die Rechte an den eigenen, während auf ihre Interessen zugespitzten Projekten entstandenen Bilder zu sichern. Henri Cartier-Bresson, David „Chim“ Seymour, George Rodger und Robert Capa entwickelten ein Geschäftsmodell, das die gängige Praxis des Fotojournalismus dergestalt grundlegend verändert hat, dass nun der Bildproduzent – nicht etwa die Zeitschrift – die Kontrolle über das publizierte Werk behielt. Diese Verschiebung unterstrich die künstlerische Integrität des Fotografen und förderte seine inhaltliche Eigenständigkeit.
Magnum vertreibt heute fotografische Bilder an seine Kunden in Form von digitalen Dateien. Das hat nicht nur die Lieferung beschleunigt, sondern es hat auch – zumindest aus betriebsökonomischer Perspektive – die Abzüge, die die Bilder transportierten, obsolet werden lassen. Die Sammlung der New Yorker Geschäftsstelle vereinte mehr als 200 000 Presseabzüge von Fotografien von Mitgliedern, von aktuellen wie auch ausgeschiedenen. Nach dem Verlust seiner Funktion wurde dieser Arbeitsbestand 2009 an das Harry Ransom Humanities Research Center der University of Texas at Austin verlegt und dort der wissenschaftlichen Forschung zugänglich gemacht. Der Beitrag gibt einen Überblick über diese eindrucksvolle fotografische Sammlung.
ERICH GRISAR
Die Entdeckung eines Fotografen
Der Schriftsteller Erich Grisar (1898–1955) ist heute nur noch Literaturkennern ein Begriff. In den 1920er Jahren gehörte er zu den namhaften Vertretern der Arbeiterliteratur in Deutschland. Seine frühe Lyrik ist inhaltlich wie stilistisch Reflex ihrer politisch bewegten Entstehungszeit; Sprache und moralischer Impetus haben sich längst überlebt. Grisars Erzählungen sind jedoch nach wie vor lesenswert. Als Literat war er so erfolgreich, dass er bis zur „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten seinen Lebensunterhalt im Wesentlichen als freier Schriftsteller bestreiten konnte. Weitgehend unbekannt blieb dagegen sein fotografisches Werk: Aufnahmen aus den 1920er und 1930er Jahren, auf denen Motive aus dem Ruhrgebiet, überwiegend jedoch Eindrücke von Reisen durch Deutschland und andere europäische Länder festgehalten sind. Dieser dokumentarisch wie künstlerisch bemerkenswerte fotografische Nachlass wird gegenwärtig im Stadtarchiv Dortmund aufgearbeitet.
THE LIVING PHOTOBOOK
Eine mediale Kontextualisierung des Fotografischen
175 Jahre Fotografie wurden in Köln groß gefeiert. Neben der photokina und dem Festival der neu konzipierten Internationalen Photoszene Köln zog auch das erste Museum der Welt, das sich ausschließlich dem Medium Fotobuch widmet, tausende Besucher an. Am 19. August 2014 wurde das PhotoBookMuseum (PBM) auf dem Gelände des Carlswerks in Köln-Mülheim eröffnet. Initiiert worden war dieses temporäre Museum vom Verleger und gelernten Buchhändler Markus Schaden, der sich zusammen mit einem Team aus Fotografen, Designern, Kuratoren und Kunsthistorikern zum Ziel gesetzt hat, einen lebendigen und sozialen Ort zur Förderung der Fotobuchkultur zu schaffen. Fast zwei Monate lang konnten die Besucher der sogenannten Carlswerk Edition in dreißig Ausstellungen mehr über die formalen, inhaltlichen und erzählerischen Eigenschaften des Mediums Fotobuch erfahren.
KARL-LUDWIG LANGE – BERLIN, BERLIN
Wie Stadt zum Bild wird
Es ist ein Novum in der Berliner Ausstellungsgeschichte und, ohne zu übertreiben, ein Ereignis: Ein einzelner Künstler war mit einer Vielzahl an Ausstellungen in der Stadt vertreten, der sein Lebenswerk gewidmet ist. Zu diesem Anlass erschien zudem ein umfangreiches Buch mit 25 Serien aus diesem Werk. Die Rede ist von Karl-Ludwig Lange, Stadtfotograf in Berlin seit Beginn der 1970er Jahre. Von langer Hand vorbereitet, wurden zum 6. Europäischen Monat der Fotografie ab Anfang Oktober 2014 unter dem Titel „Karl-Ludwig Lange – Der Photograph in seiner Zeit. Berliner Jahre 1973–2004“ sukzessive zehn Ausstellungen in kommunalen Galerien und Regionalmuseen in sieben Bezirken, von Reinickendorf bis Köpenick, eröffnet. Insgesamt waren mehr als tausend Handabzüge zu sehen. Bis Mitte Juli 2015 wurde damit ein eindrucksvoller Blick auf Langes Arbeit ermöglicht.
ENGLISH ABSTRACTS
“RETIRED”
Magnum’s Photo Archive Begins a New Career
Magnum Photos was formed in 1947, in the wake of the Second World War, by four photographers seeking to retain the rights to their images while working on projects that aligned with their own interests. Henri Cartier-Bresson, David “Chim” Seymour, George Rodger, and Robert Capa created a unique business model that fundamentally changed the practices of photojournalism popular at the time, allowing the image-maker, rather than the magazine, to retain control over published work. This shift allowed Magnum to emphasize the artistic integrity of the photographer as it fostered independence in terms of subject matter.
Today, Magnum distributes photographic images to clients in the form of digital files. This has not only speeded up the delivery of content, but it also rendered obsolete, at least from the vantage point of business, the vast collection of prints that once carried the image. Altogether, the more than 200,000 press prints of its member photographers, past and present, formed the basis of its New York bureau’s print library. It was when that working collection of prints no longer did the job they were created for and were relocated to the Harry Ransom Humanities Research Center at the University of Texas at Austin in 2009 that Magnum’s visual archive became open to scholarly research. This article provides an overview of this impressive photographic collection.
ERICH GRISAR
The Discovery of a Photographer
The author Erich Grisar (1898-1955) is known only to literature scholars today. In the 1920s he was one of the leading representatives of the workers’ literature in Germany. His early poetry reflects its politically turbulent time of origin in both content and style; its language and moral impetus have long since outlived themselves. However, Grisar’s stories are still worth reading. He was so successful as a writer that he was able to survive – to a large part – as a freelance author up until the National Socialist “takeover”. In contrast, his photographic work remained largely unknown: photographs from the 1920s and 1930s of motifs from the Ruhr area, but predominantly impressions from his travels through Germany and other European countries. This remarkable documentary and artistic photographic estate is currently being researched and inventoried at the Dortmund City Archives.
THE LIVING PHOTOBOOK
A Medial Contextualization of Photography
The 175th anniversary of photography was celebrated extensively in Cologne. Next to the photokina and the newly conceived Internationale Photoszene Köln festival, the first museum in the world exclusively dedicated to the photo- book as a medium also attracted thousands of visitors. The PhotoBookMuseum (PBM) was opened on the premises of the Carlswerk in Köln-Mülheim on August 19, 2014. This temporary museum was initiated by publisher and bookseller Markus Schaden, who, together with a team of photographers, designers, curators and art historians, aims at creating a lively and social locality to promote the culture of the photobook. During almost two months, visitors of the so-called Carlswerk Edition could learn more about the properties of form, content and narration of the medium photobook in thirty exhibitions.
KARL-LUDWIG LANGE – BERLIN, BERLIN
Picturing a City
It was a novelty in the history of exhibitions in Berlin and, without exaggeration, quite an event: A single artist was shown in a large number of exhibitions in the city to which he had dedicated his life’s work. An extensive book with 25 series from this body of work was also published on this occasion. The bustle was all about Karl-Ludwig Lange, city photographer in Berlin since the early 1970s. Following lengthy planning, and on occasion of the 6th European Month of Photography, ten exhibitions in local galleries and museums in seven city districts — from Reinickendorf to Köpenick — opened under the title ‘Karl-Ludwig Lange – The Photographer in his Time. Berlin Years 1973-2004’. Overall, more than a thousand original prints were shown. From early October 2014 until mid July 2015, the shows gave an impressive view of Lange’s work.