EINZELAUSGABE
Vol. 25 (2018)
No. 3 [N.F. 99]
Inland € 29,75
Ausland € 31,75
Editorial
Inhalt
Vol. 25 (2018), No. 3, N.F. 99
DAS BILD Alles begann, so will es die Geschichte, mit einem Stück Stoff: „Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes.“ (Mk 15,46) Wir sehen und wissen: Alles beginnt mit einer Geschichte von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, von Erscheinungen und vom Glauben.
WEITER LESEN
FOTOGRAFIEN OHNE LICHT
Alben, Mappen oder Sammlungen, die Fotografien seit den 1880er Jahren bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts hinein enthalten, weisen ab und an eine merkwürdige Erscheinung auf. Deutlich oder nur zu erahnen können dort bräunliche, in den Papierfilz eingebettete Bilder zu sehen sein – Positivkopien gegenüberstehender oder darunterliegender Abzüge.
BILDQUELLEN DER MUSIKGESCHICHTE Der vorliegende Artikel stellt zunächst die fotografischen Bestände des Tschechischen Museums für Musik, Fachinstitut des Nationalmuseums in Prag, vor. Unter Anwendung nicht-destruktiver Methoden [...] wurden kürzlich für eine Auswahl an Objekten die fotografischen Verfahren und auch die konservatorischen Zustände der Fotografien bestimmt.
EDITORIAL
Sonja Feßel
Acheiropoíeta – wundersame Bestandserweiterungen (S. 1)
INHALT
EIN BILD
Bernd Stiegler
Das Bild (S. 4–7)
MEDIENGESCHICHTE
Wolfgang Hesse
Fotografien ohne Licht: Anmerkungen zu Platinselbstdrucken in der Porträtfotografiesammlung des Stadtmuseums Dresden (S. 8–18)
MATERIALITÄT
Eva Paulová, Michal Pech und Petra Štefcová
Bildquellen der Musikgeschichte: Zum Foto-Bestand des Tschechischen Museums für Musik und der Behandlung schimmelbefallener Fotografien mit Ethylenoxid (S. 19–31)
BESTÄNDE
Anke Napp
„Ohne gute Fotos kann der Kunsthistoriker nicht arbeiten“: Die Fotografiensammlung des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Hamburg (S. 32–42)
RECHT
Winfried Bullinger
Patina versus Neuprint: Zu den rechtlichen Aspekten bei der Digitalisierung und Neuproduktion von Fotokunst (S. 43–47)
AusstellungenGisela Parak
Der feine Unterschied: Fotothek, Lehrmittelsammlung, volkskundliche Fotosammlung und voneinander verschiedene Archivlogiken (S. 48–53)
FORSCHUNG
Bettina Gockel
Fotografiegeschichte in Forschung und Lehre – ein Sommernachtstraum (S. 54/55)
Literatur
Rezensionen
Steffen Siegel
Mit den Augen Walter Benjamins: Steffen Haug stellt die Forschung zur „Passagenarbeit“ auf ein neues Fundament (S. 56–58)
Franziska Scheuer
Das Autochrom in Europa: Caroline Fuchs erweitert die Geschichte des ersten Farbdiapositivs um seinen facettenreichen Gebrauch in Großbritannien (S. 58–60)
Neu eingegangen
Zeitschriftenauswertung
PERSONALIA
DGPh: Wolfgang Kemp erhält den DGPh-Kulturpreis 2018 (S. 64)
IMPRESSUM
ABSTRACTS
FOTOGRAFIEN OHNE LICHT
Anmerkungen zu Platinselbstdrucken in der Porträtfotografiesammlung
des Stadtmuseums Dresden
Alben, Mappen oder Sammlungen, die Fotografien seit den 1880er Jahren bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts hinein enthalten, weisen ab und an eine merkwürdige Erscheinung auf. Deutlich oder nur zu erahnen können dort bräunliche, in den Papierfilz eingebettete Bilder zu sehen sein – Positivkopien gegenüberstehender oder darunterliegender Abzüge. Sie gehen auf das 1873 erfundene Verfahren des Platindrucks oder auf platinsalzgetonte Mattkollodiumabzüge zurück, die ihre Spuren am benachbarten Objekt hinterlassen haben. Ein Schaden also? Lohnender ist es wohl, derartige Veränderungen dem Zeugniswert der hiervon betroffenen Bilder hinzuzurechnen. Denn zumindest in der hier diskutierten Sammlung von Porträtfotografien des Stadtmuseums Dresden sind sie nicht allein als sichtbare Spur der Bestandsgeschichte untrennbarer Teil von deren historischer Information, sondern auch dadurch, dass sie der Objektgruppe eine eigenständige Bedeutungsebene hinzufügen.
BILDQUELLEN DER MUSIKGESCHICHTE
Zum Foto-Bestand des Tschechischen Museums für Musik
und der Behandlung schimmelbefallener Fotografien mit Ethylenoxid
Der vorliegende Artikel stellt zunächst die fotografischen Bestände des Tschechischen Museums für Musik, Fachinstitut des Nationalmuseums in Prag, vor. Unter Anwendung nicht-destruktiver Methoden (Mikroskopie, Röntgenfluoreszenzanalyse und Infrarot-Spektroskopie) wurden kürzlich für eine Auswahl an Objekten die fotografischen Verfahren und auch die konservatorischen Zustände der Fotografien bestimmt. Aufgrund des wiederholt bei Neuzugängen festgestellten Vorkommens biologischer Schädlinge (Schimmelbefall) wurden zudem Maßnahmen zur Desinfektion mit Ethylenoxid erprobt, deren Ergebnisse im Folgenden ebenfalls erläutert werden.
„OHNE GUTE FOTOS KANN DER KUNSTHISTORIKER NICHT ARBEITEN“
Die Fotografiensammlung des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Hamburg
Die Sammlung des Hamburger Kunstgeschichtlichen Seminars umfasst etwa 60 000 Objekte des kunsthistorischen Kanons, darunter Fotografien internationaler Ateliers vom Ende des 19. Jahrhunderts und Aufnahmen von Foto Marburg. Die noch vorhandenen Rechnungen und Korrespondenzen der Hamburger Lehrenden erlauben die Rekonstruktion zahlreicher Biografien der Fotoobjekte und der privaten wie institutionellen Netzwerke von Lehrenden und Studierenden, die zum Ausbau der Sammlung notwendig waren. Unter Erwin Panofsky war der Fotobestand des Seminars auf die Hilfe von Mäzenen angewiesen. Lehrstuhlvakanzen und Krieg beeinträchtigten den Seminarbetrieb, doch konnten noch 1944 im Rahmen des Denkmalschutzes Fotos aus dem Hamburger Umland erworben werden. Nach Kriegsende begann unter Wolfgang Schöne der groß angelegte Ausbau der Fotothek als grundlegendes Arbeitsinstrument des Kunsthistorikers und ihre Umordnung nach neuen Forschungsgesichtspunkten.
PATINA VERSUS NEUPRINT
Zu den rechtlichen Aspekten bei der Digitalisierung und Neuproduktion von Fotokunst
In jüngster Zeit wird vermehrt über die Neuproduktion vor allem farblich veränderter Fotokunst diskutiert. Dies stellt insbesondere dann ein Problem dar, wenn die Werke Teil einer limitierten Auflage sind. Verkompliziert wird der Sachverhalt zusätzlich, wenn der Urheber verstorben ist und die Rechte bei Erben oder einer Nachlass verwaltenden Institution liegen. Die Anfertigung von digitalen Reproduktionen fotografischer Werke ist jedoch grundsätzlich für Archive und Sammlungen von Bedeutung – für die Restaurierung, aber auch Vermittlung der Werke. Der folgende Beitrag befasst sich mit der Fotografie im Spannungsverhältnis zwischen Urheberrecht und Sacheigentum unter Berücksichtigung der am 1. März 2018 erfolgten Urheberrechtsreform.
ENGLISH ABSTRACTS
PHOTOGRAPHS WITHOUT LIGHT
Remarks on ‘Autoplatinotypes’ within the Portrait Photography Collection of the
Dresden City Museum
When examining historic photographs, their material form is often treated only as accidental: The quality and peculiarities of a print appear subordinate to the image information of the negative that is reproducible in potentially infinite succession. However, reproductions are not only determined by the concrete conditions of their production, but also by the aesthetic paradigms of their time – and are therefore no less subjected to technical developments and the dialectics of artistic discourse than choice of subject or composition. This article examines the ‘translation’ of photographs within the framework of various reproduction and reception contexts using the example of the pictorial photographer Arnold Genthe (1869–1942) and his famous shot of San Francisco after the earthquake and fires in 1906.
PICTORIAL SOURCES
FROM THE HISTORY OF MUSIC
On the Photographic Collection of the Czech Museum for Music
and the Treatment of Mould-infested Photographs with Ethylene Oxide
This article first presents the photographic holdings of the Czech Museum of Music, an Institute of the National Museum in Prague. Using non-destructive methods (microscopy, X-ray fluorescence analysis and infrared spectroscopy), the photographic processes and conditions of the photographs were recently determined for a selection of objects. Due to repeated occurrences of biological pests (mould infestation) detected in new acquisitions, measures for disinfection with ethylene oxide have also been tested; the results of which are also explained in the following.
“WITHOUT GOOD PHOTOS,
THE ART HISTORIAN CANNOT WORK”
The Photographic Collection of the Art History Department at the University of Hamburg
The collection of the Hamburg Art History Department comprises about 60,000 objects of the art-historical canon, including photographs of international studios from the end of the 19th century and photographs from Foto Marburg. The preserved invoices and correspondence of the Hamburg lecturers allow for the reconstruction of numerous biographies of the photographic objects and of the private as well as institutional networks of the students and the staff, which were necessary for the expansion of the collection. Under Erwin Panofsky, the photographic collection of the department was dependent upon the help of patrons. Professorial chair vacancies and war hampered the department’s operation, but within the scope of monument protection, photos from the Hamburg region were still acquired in 1944. After the end of the war, Wolfgang Schöne began the largescale expansion of the photographic collection as a fundamental working tool of the art historian and its rearrangement was established according to new research aspects.
PATINA VERSUS NEW PRINT
On the Legal Aspects of the Digitisation and New Production of Photographic Art
Recent discussions have focused increasingly on the new production of particularly colour-altered photographic art. This is most notably a problem if the works are part of a limited edition. The circumstances are also even more complicated if the originator is deceased and the rights lie with heirs or an institution administering the estate. The production of digital reproductions of photographic works is nevertheless fundamentally vital to archives and collections – for the restoration, but also for the mediation of the works. The following article addresses photography in the tense relationship between copyright and material ownership taking into account the copyright reform enacted on March 1, 2018.